Containerterminal in Doboj steht kurz vor der Umsetzung

Wenn alles gut geht, können die Arbeiten für die Errichtung des ersten Hinterlandterminals für den intermodalen Verkehr in Bosnien und Herzegowina noch in diesem Jahr starten. Die Trade Trans Group von Dieter Kaas steht als Investor in den Startlöchern und will eine Anlage mit 100.000 TEU Jahreskapazität realisieren.

Containerterminal in Doboj  steht kurz vor der Umsetzung Bild: Die Trade Trans Group will den Umschlag in Doboj anfangs nit Reachstackern durchführen.

WIEN. Es dauert ein wenig, bis Nedo Trninic auftaut, aber dann spricht der Transportminister der Republik Srpska frei von der Leber. Er freue sich über den Besuch in Wien und sei guter Dinge, jetzt rasch ein wichtiges Infrastruktur- und Bahnlogistik-Projekt für die Republik Srpska realisieren zu können. Die Regierung in Banja Luka unterstütze das Vorhaben, dessen letzte Vorbereitungen kurz vor dem Abschluss stünden. Sobald alle Verträge unterschrieben seien, könnten die Arbeiten für die Realisierung des ersten Containerterminals in dem südosteuropäischen Land beginnen.

Zoran Ilincic, Acting General Director Railways of the Republic of Srpska, bekräftigt die Aussage des Politikers mit einem Kopfnicken. Der Manager steht an der Spitze eines Unternehmens mit insgesant 2.400 Mitarbeitenden, dessen Güterverkehrssparte im Jahr 2018 mit einer Flotte bestehend aus 30 Lokomotiven rund 4,5 Mio. Tonnen Fracht auf der Schiene befördert hat. Etwa ein Drittel davon entfiel auf die Gütergruppe Eisenerz, gefolgt von Agrargütern und Mineralölen. Noch bestimmen die nationalen Bahntransporte mit 80 Prozent Anteil am Gesamtaufkommen das Geschehen. Doch das zukünftige Wachstumspotential liegt ganz klar im internationalen Verkehr – und da bleibt in der Republik Srpska noch einiges zu tun.

Für die Containertransporte auf den Verbindungen von und nach den Seehäfen Rijeka und Ploce (beide in Kroatien) oder fallweise Koper gibt es derzeit nur eine praktikabel Variante, nämlich das Containertrucking. Für die speziell von den Linienreedereien herbeigesehnten Transportkonzepte auf der Schiene fehlen zwei wichtige Voraussetzungen. In das Schienennetz wurden seit den 1970er Jahren bestenfalls symbolische Beträge investiert. Der Krieg in Ex-Jugoslawien hat die Situation weiter verschärft. Es besteht also ein dringender Modernisierungsbedarf für die Bahninfrastruktur. Um diesen Part werde sich die Regierung der Republik Srpska in Zusammenarbeit mit der Railways of the Republic of Srpska kümmern, damit schon bald Containerzüge in das und aus dem Land fahren könnten, verspricht Transportminister Nedo Trninic im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung.

Der Politiker verweilte in der zweiten August-Hälfte zwei Tage in Wien, um mit der Trade Trans Group die Details für das geplante Containerterminal in Doboj zu vereinbaren. Die Stadt in der Republik Srpska liegt am Kreuzungspunkt von zwei wichtigen Bahnmagistralen und ist an das hochrangige Straßennetz angebunden. Von hier aus sind mehrere Wirtschaftszentren in Bosnien und Herzegowina gut erreichbar. Tuzla liegt 50 Kilometer entfernt, die mit einem Binnenhafen ausgestattete Stadt Brcko etwa 80 Kilometer. Nach Banja Luka und Zenica sind es etwa 100 Kilometer. „Es gibt keinen besseren Standort für die Etablierung eines Containerterminals“, reflektiert Dieter Kaas, Gründer und CEO der Trade Trans Group. Noch dazu gebe es im Verschiebebahnhof in Doboj noch ausreichende Kapazitätsreserven.

Geht es nach dem Willen des Wiener Geschäftsmannes, sollte das fehlende Containerterminal in Bosnien und Herzegowina schon bald Geschichte sein. „Wenn wir bald loslegen können, steht der Schaffung einer derartigen Anlage bis Ende 2020 nichts im Wege“, lautet seine Prognose. Dafür würde die Trade Trans Group ungefähr 5 Mio. Euro für die Errichtung einer neuen Anlage für den intermodalen Verkehr Straße-Schiene mit zunächst drei Gleisanlagen und zwei Reachstackern in die Hand nehmen. Das wäre gleichbedeutend mit einer Jahreskapazität von rund 100.000 TEU, womit die Republik Srpska fürs Erste das Auslangen finden sollte. In einer weiteren Ausbaustufe hält Dieter Kaas die Anschaffung eines Containerkranes für möglich. Aber das kann noch warten.

In der ersten Phase nach der Inbetriebnahme soll das Containerterminal regelmäßig mit den Seehäfen in Rijeka und Ploce verbunden sein. Auch einen Bahnservice von und nach Koper kann sich Transportminister Nedo Trninic vorstellen. Zu einem späteren Zeitpunkt sind für ihn auch kontinentale Regelverkehre denkbar. Speziell Deutschland hätte das Potenzial dazu. Was die Sache einigermaßen erschwert, ist die fehlende Liberalisierung des Marktes für Güterverkehre auf der Schiene in der Republik Srpska. Doch dieses Szenario wird bis 2021 aus der Welt geschaffen. Dann muss sich die Railways of the Republic of Srpska aus eigener Kraft finanzieren, um dem internationalen Wettbewerb gewachsen zu sein. Das nötigt der nach Wien gereisten Delegation aus Bosnien und Herzegowina einen gewaltigen Respekt ab. Aber man ist guter Dinge, diese Prüfung erfolgreich bestehen zu können!

JOACHIM HORVATH

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