Große Logistikinvestition in Rohrbach an der Gölsen

Bei der Bichler Spedition und Logistik GmbH fühlt man sich dem nachhaltigen Wachstum verpflichtet. Für die Umsetzung der entsprechenden Strategie benötigt das Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeitende, die es erst einmal zu finden und dann mit kreativen Gehalts- und Arbeitszeitmodellen an den Betrieb zu binden gilt.

Große Logistikinvestition  in Rohrbach an der Gölsen Bild: Bei Bichler Spedition und Logistik ist man an winterliche Fahrverhältnisse gewöhnt.

ROHRBACH/GÖLSEN. Auf dem Betriebsgelände der Bichler Spedition und Logistik GmbH in Rohrbach an der Gölsen im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld herrschte bis vor kurzem eine rege Bautätigkeit. Das Familienunternehmen mit über 70-jähriger Tradition investierte 4,5 Mio. Euro in die Errichtung einer 2.200 m² großen Umschlaghalle sowie eines ADR-Lagers mit rund 1.000 Palettenstellplätzen. Sowohl die jeweils 100 Pkw- und Lkw-Parkpositionen für den Fuhrpark, die Mitarbeitenden, Kunden sowie Geschäftspartner als auch eine rund 400 Meter lange Lärmschutzwand zur Wahrung eines guten Einvernehmens mit den Anrainern wurden fertiggestellt. Zu ihnen kommen noch rund 450 m² zusätzliche Büroflächen.

Für einen Transport- und Logistikdienstleister mit Spezialisierung auf den nationalen Sammelgutverkehr für ADR Transporte mit Eigenfuhrpark für Direktkunden war das ein anspruchsvolles Projekt. Dafür wirkt Eigentümer und Geschäftsführer Manfred Bichler ziemlich entspannt. Er berichtet von einem gut laufenden Tagesgeschäft mit passablen Erträgen. Letztere hat das Unternehmen aus zweierlei Gründen bitter nötig. Einerseits wollten die Ausbaumaßnahmen vernünftig finanziert sein. Nur so können die bestehenden Geschäftsumfänge nachhaltig und qualitativ abgesichert beziehungsweise erweitert werden. Andererseits steht und fällt der wirtschaftliche Erfolg der auch mit Milchsammeltransporten im Auftrag der NÖM AG befassten Firmengruppe mit dem fahrenden Personal.

„Man kann die Lkw-Fahrer nur mit finanziellen Benefits oder mit einem attraktiven Arbeitsumfeld an das Unternehmen binden“, reflektiert Manfred Bichler im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Er beschreitet hier mit sehr speziellen Prämienmodellen und Arbeitszeitanpassungen den goldenen Mittelweg. Jedoch muss er das mit Maß und Ziel machen, um nicht den Unmut der Beschäftigten in den anderen Abteilungen zu erregen. Auch die Fachkräfte für Tätigkeiten in den Bereichen Administration, Disposition, Lager und Werkstätte sind derzeit schwer zu finden. Da können die Dinge in einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitenden und knapp 20 Mio. Euro Jahresumsatz rasch aus den Rudern geraten.

Manfred Bichler hält in der momentanen Situation die Ausweitung des Geschäftsumfangs um rund 10 Prozent für relativ einfach darstellbar. Es verwundert auf den ersten Blick, dass er diese Chance ungenutzt verstreichen lässt. Doch er hat gute Gründe dafür. So muss er die zuletzt besseren Erträge im Verhältnis 1:1 an die Mitarbeitenden weitergeben, um ausreichend gut qualifiziertes Personal zu haben. Selbst das ist mit vielen Unwägbarkeiten wie zum Beispiel Abwerbeversuchen von Konkurrenzunternehmen verbunden. Außerdem gibt es erste Anzeichen für ein Abkühlen der Konjunktur. Wenn es schlecht kommt, stünde er dann in zwei bis drei Jahren mit einer vergrößerten Organisation mit unzureichender Beschäftigung da. Das will er vermeiden.

Dabei weiß der Unternehmer wie Expansion funktioniert. In seiner rund 20-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer von Bichler Spedition und Logistik ist der Fuhrpark von 19 Trucks auf 75 Lkw gewachsen und hat sich der Personalstand verfünffacht. Umgesetzt wurde das mit der Ausdehnung des Leistungsspektrums in die Bereiche FTL/LTL, Lagerlogistik, Luft- und Seefracht, wobei man sich im Überseegeschäft – analog zur Verteilung und Sammlung der Stückgüter in den Bundesländern – auf Partnerschaften mit erfahrenen Unternehmen stützt. „So können wir den Kunden in der Ostregion einen Komplettservice aus einer Hand anbieten und agieren damit am Puls der Zeit“, sagt Manfred Bichler.

In der momentan auf Hallen mit 8.000 m² Fläche – mit 30 Verladetoren und gedecktem Seitenumschlag für sperrige Güter wo aktuell rund 25 Stapler und Elektrohubwagen für den Umschlag und Manipulation eingesetzt werden – gestützten Lagerlogistik sieht der Unternehmer eine wichtige Ergänzung zu den Dienstleistungen im nationalen Sammelverkehr entweder mit Direktzustellungen oder mit der Beschäftigung der ILN-Partner in den Zielgebieten. Alleine mit den Transportabwicklungen käme die Bichler Spedition und Logistik GmbH nur mehr schwer auf ihre Rechnung. „Es ist vielmehr so, dass sich die Kunden heute einen Komplettservice erwarten. Wenn sie dabei bei Fragen oder Problemen Unterstützung durch erfahrene Speditionsmitarbeitende erhalten, ist das umso besser“, lautet der Standpunkt des Firmenchefs.

Bichler Spedition und Logistik bewegt ungefähr 100.000 Sendungen im Jahr. Darunter befinden sich viele Güter, die hinsichtlich der Abmessungen nicht in die Konzepte der internationalen Systemspeditionen passen, wie zum Beispiel Baustoffe, Rohre und ADR-Produkte. Ihnen lässt das niederösterreichische Unternehmen einen sorgfältigen Transportservice angedeihen. Dabei registriert Manfred Bichler eine deutliche Zunahme der Privatzustellungen (Stichwort Internet-Handel), was die Aufgaben für sein Team erschwert. Man liege hier bei einer Quote von rund 20 Prozent, Tendenz steigend. Seine Lkw-Fahrer sind davon mäßig begeistert. Jedoch sinkt die Bereitschaft der Endverbraucher zur Abholung von Gartenliegen, Haushaltsgeräten und Heimtrainern an den Standorten der Handelsketten – und daraus entstehen neue Chancen für das Speditionsgewerbe.

JOACHIM HORVATH

Werbung