„Was uns fehlt, ist eine Art booking.com für Container“

Die pünktliche Belieferung von Baustellen auf der ganzen Welt erfordert eine gute Planung und leistungsfähige Transportlogistik-Partner. Das Schalungstechnik-Unternehmen Doka GmbH beherrscht diese Prozesse weitgehend und will gemeinsam mit den Frachtdienstleistern die Digitalisierung der Supply Chain vorantreiben.

„Was uns fehlt, ist eine Art  booking.com für Container“ Bild: Die gelben Schalungen der Doka GmbH sind ein Aushängeschild der österreichischen Exportindustrie.

AMSTETTEN. Schon so präsentiert Thomas Schlögl viele Verbesserungsvorschläge für die globale Transportlogistik der Doka GmbH. Zum Beispiel erachtet er eine bessere elektronische Vernetzung mit den Partner-unternehmen aus dem Kreis der Frachtführer und internationalen Speditionen für erstrebenswert. Die digitale Supply Chain würde seinem Team die Tagesarbeit erleichtern, bemerkt der Head of Shipping World Logistics Services der Doka GmbH. Doch es könnte noch einige Zeit dauern, bis die Durchgängigkeit soweit ist.

Dies sei eine enorme Herausforderung aller Beteiligten, reflektiert Thomas Schlögl im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Sein Arbeitgeber, die Doka GmbH in Amstetten, ist Spezialist in der Entwicklung, Herstellung und globalen Vermarktung von Schalungen für alle Bereiche am Bau. Die gelben Platten und Systeme „Made in Austria“ stehen weltweit im Einsatz. 27 Prozent der Jahresumsatzerlöse in Höhe von 1,26 Mrd. Euro (2017) werden in Zentraleuropa erwirtschaftet, 21 Prozent in der Region Mittlerer Osten/Afrika, 17 Prozent in Nordamerika, gefolgt von Westeuropa (16%), Osteuropa (10%), Ostasien/Pazifik (5%) und Lateinamerika (4%). Um das alles in der von den Kunden erwarteten Qualität zu bewältigen, betreibt Doka 160 Vertriebs- und Logistikstandorte in 70 Ländern auf fünf Kontinenten und beschäftigt insgesamt rund 7.000 Mitarbeitende.

Bei dem in Amstetten ansässigen Unternehmen der Umdasch Group ist in den letzten zehn Jahren viel weiter gegangen – auch in der Lager- und Transportlogistik. Mit dem Hochregallager mit Stellplätzen für 60.000 Europaletten, dem erweiterten Bahnanschluss und dem eigenen Containerterminal mit Portalkran wurden die Voraussetzungen für die Bewältigung des Wachstums geschaffen. „Wir wollen und müssen die Materialien rasch und effizient aus dem Werk zu unseren Niederlassungen und Baustellen bringen“, sagt Thomas Schlögl.

Wie gesagt, das und vieles mehr gibt der Doka-Mann im offiziellen Teil des Gesprächs mit dieser Zeitung wieder. Beim gemeinsamen Mittagessen im Betriebsrestaurant fällt ihm dann noch etwas ein, was ihn schon längere Zeit beschäftigt. „Ein Teilaspekt der digitalen Supply Chain wäre eine Buchungsplattform für Container nach dem Vorbild des Reise-E-Commerce-Unternehmens booking.com in Kombination mit einer Track & Trace-Funktion. Das würde unsere Prozesse in der weltweiten Transportlogistik deutlich vereinfachen, die Fehlerquote reduzieren und mehr Transparenz in die Supply Chain bringen. Wir wüssten dann immer genau, wo sich unsere Container gerade befinden“, erläutert Thomas Schlögl seinen Denkansatz.

Eine offene Buchungsplattform für Seefrachten würde dieses Bestreben maßgeblich vorantreiben, jedoch stellt sich die Frage, inwieweit die Containerreedereien sowie internationalen Speditionen das unterstützen. „Letztere bleiben für uns auch bei einem solchen Szenario unverzichtbar, weil die Überseelogistik derart facettenreich ist, dass man für deren professionelle Abwicklung unbedingt Spezialisten im Bereich der Vor- und Nachläufe, Konsolidierungen und Verzollungen braucht“, wie Thomas Schlögl beschwichtigt. Ihm gehe es in erster Linie um mehr Transparenz bei der Eruierung von freien Kapazitäten und bei der Feststellung der aktuellen Positionsdaten der Containersendungen.

Doka schickt von Amstetten ausgehend wöchentlich zwischen 60 und 80 Container (100 bis 160 TEU) auf die Reise. In Waggongruppen gelangen die Boxen zu den Containerterminals in Enns und Linz, wo ihre Einspeisung in die Ganzzugsysteme der Bahnoperateure nach Hamburg, Bremerhaven und Koper erfolgt. Für die Organisation der Vorläufe in die Seehäfen besteht eine gut eingespielte Kooperation mit der Spedition ILG Innovative Logistics Group GmbH. Sowohl hierbei als auch bei den Luftfrachttransporten steigt die Komplexität der Exporte von begleitenden Produkten mit Batterieausstattung.

Auch die Transportrelation England beschäftigt Thomas Schlögl derzeit aufgrund des bevorstehenden Brexit. Man ist guter Dinge, mit einer erhöhten Vorratshaltung an den Lagerstandorten im Vereinigten Königreich die anfangs eventuell auftretenden Engpass- und Stausituationen in den Häfen am Ärmelkanal abfedern zu können. Noch dazu sollte die rasche Beruhigung der Verkehrslage im Interesse aller Institutionen liegen, hofft man in der Doka-Zentrale. Mit dieser besonnenen Art – gestützt auf langjährige Lieferantenkontrakte – hatte das Unternehmen im Vorjahr auch die angespannte Situation beim Lkw-Frachtraum für die Europa-Transporte im Griff. Die Lkw-Züge der Frächter waren immer zur Stelle. Zurückzuführen ist das auf die sehr genaue Planungen bei allen Beteiligten und auf ein Netzwerk, in dem im Ernstfall jeder Partner für den anderen einspringt. Hier wird eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung der Unternehmen gelebt.

JOACHIM HORVATH

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