Porsche Teilevertriebszentrum strebt nach Trendwende hin zur Schiene

Jede Menge Stückgüter verlassen täglich das Teilevertriebszentrum der Porsche Holding in Wals-Siezenheim bei Salzburg. Damit das wieder vermehrt mittels Einschaltung der Bahnlogistik geschieht, wünschen sich die Verantwortlichen des Unternehmens beherzte Maßnahmen der Politik zur Ertüchtigung des Verkehrsträgers Schiene.

Porsche Teilevertriebszentrum strebt nach Trendwende hin zur Schiene Bild: Traurig aber wahr: Im Versand ist das Bahnaufkommen in den letzten Jahren deutlich gesunken.

WALS-SIEZENHEIM. Etwas weiß Erich Costisella aus jahrelanger Erfahrung. Einen Ganzzug-Verkehr von A nach B zu organisieren, gestaltet sich relativ einfach. Es müssen nur die entsprechenden Mengen vorhanden sein, dann findet sich für gewöhnlich ein privates Eisenbahnverkehrsunternehmen mit der Befähigung dazu. „Aber es gibt ja auch noch den Einzelwagenverkehr“, sagt der Verantwortliche Teileversand und Zoll der Porsche Konstruktionen GmbH & Co KG. Das Unternehmen der österreichischen Porsche-Gruppe beschäftigt rund 370 Mitarbeitende, die vom 77.000 m² großen Logistikzentrum in Wals-Siezenheim bei Salzburg ausgehend den Teilevertrieb für die Marken VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Porsche, Seat und Skoda in Österreich sowie entweder in der vollen Bandbreite oder für klar definierte Produktgruppen nach Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Republik Moldau, Malta und Zypern organisieren.

Das gleicht bei einem Sortiment bestehend aus 110.000 lagernden Artikeln mit 98 Prozent Servicegrad einem anspruchsvollen Unterfangen. Noch dazu, wenn – so wie in Österreich – jede bis um 18 Uhr eingehende Bestellung spätestens am nächsten Morgen um 7 Uhr bei den Empfängern eintreffen muss. Eine derartige Logistik sei auch mittels Einschaltung des Verkehrsträgers Schiene darstellbar, spricht Erich Costisella aus Erfahrung. Vor 10 Jahren wickelte sein Arbeitgeber 95 Prozent des Versandvolumens auf diese Art und Weise ab. Seither ist der Bahnanteil auf knapp 40 Prozent gesunken. Das liegt einerseits in der Einstellung der Nachtsprung-Regelverkehre in den Süden begründet. Kärnten und die Steiermark sind nur mehr per Lkw in der erwarteten Geschwindigkeit erreichbar. Andererseits fehlt an gewissen Umschlagpunkten in Westösterreich ein Gleisanschluss.

Das bildet einen totalen Widerspruch zu den Plänen im Porsche Teilevertriebszentrum. Hier setzen sich die Verantwortlichen die Umsetzung einer CO2-neutralen Supply Chain zum Ziel. Zumindest im Wareneingang funktioniert das ganz gut. Das dokumentiert der tägliche Empfang von durchschnittlich zehn Bahnwagen mit Ersatzteilen und Komponenten aus Kassel und Ingolstadt. Die dafür erforderliche Anschlussbahn wird von der Salzburg AG gewartet und serviciert. Für die Bedienung der 350 Meter langen und überdachten Gleisanlage im Teilevertriebszentrum Wals-Siezenheim trägt die Rail Cargo Group die Verantwortung, was dem Vernehmen nach gut funktioniert.

Weniger schön präsentiert sich der Status quo im Versand, „wo wir mittlerweile nur mehr die Transporte nach Wels und Wien per Bahn abwickeln“, wie Erich Costisella im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung einräumt. Demzufolge füllt das Aufkommen für den oberösterreichischen Markt zwei Waggons und das Wien-Volumen fünf Waggons pro Tag. Für die Bedienung der letzten Meile schwebt den Planern die Beschäftigung von Frachtführern mit alternativen Antrieben vor Augen. Das werde noch dauern, relativiert man im Porsche Teilevertriebszentrum mit dem Hinweis auf die derzeit noch zu hohen Anschaffungskosten für derartige Fahrzeuge. Außerdem seien die entsprechenden Modelle noch nicht in einer ausreichenden Anzahl verfügbar.

Früher habe man von Wals-Siezenheim ausgehend auch den Verteilerknoten in Ungarn per Bahntransport mit Nachschub versorgt, rekapituliert Erich Costisella. Seit ein paar Jahren laufen diese Verkehre zur Gänze auf der Straße, wodurch sich das Unternehmen ein gutes Drittel der Kosten im Vergleich zur Nutzung der Schienenlogistik erspart. Das sind Preisunterschiede, die keine Einkaufsorganisation ausblenden kann. Dabei sollte angesichts der angespannten Situation beim Fahrpersonal genau das Gegenteil der Fall sein, argumentiert man im Porsche Teilevertriebszentrum. Demnach müssten der Staat und die Länder in den Ausbau und in die Verbesserung der Schieneninfrastruktur investieren und so die Voraussetzungen für die Verlagerung von Transporten von der Straße auf den umweltfreundlichen Verkehrsträger schaffen.

Aktuell bewältigt das Porsche Teilevertriebszentrum in Wals-Siezenheim etwa 280 Waggonladungen und 620 Lkw – darunter auch kleinere Fahrzeuge – im Monat. Die Österreich-Distribution liegt größtenteils in der Verantwortung des langjährigen Partners Q Logistics GmbH, dem Erich Costisella eine gute Servicequalität bestätigt. Das gilt auch für Lagermax AED, den Dienstleister für die Gebiete Tirol, Ungarn und Kroatien. Für die Auslandsmärkte organisieren grundsätzlich die Importeure die Abholung der Ersatzteile und Komponenten in Wals-Siezenheim. Dabei bestehen momentan Kooperationen mit der Slowenischen Post und mit Gebrüder Weiss für Lieferungen in die Republik Moldau und erfolgt die Versorgung der Länder Malta und Zypern per Luftfracht.

JOACHIM HORVATH

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