Die Lkw-Blockabfertigungen und die angekündigte Verschärfung der sektoralen Fahrverbote in Tirol stoßen auf wachsendes Unverständnis bei der Egger-Gruppe. Man sei schwer enttäuscht von der Tiroler Politik, sagte Dr. Thomas Leissing, Sprecher der Gruppenleitung des weltweit tätigen Holzwerkstoffherstellers, beim Jahrespressegespräch in St. Johann in Tirol.
Die Situation in Tirol bringe den lokalen Industriebetrieben Nachteile bei den Frachtkosten. Vor allem in der Rohstoffzufuhr könnten manche Transportrelationen (z.B.: Tiroler Oberland, Vorarlberg, Schweiz) nicht mehr zuverlässig und zu wirtschaftlich vernünftigen Konditionen per Lkw bedient werden, berichtete der Egger-Manager. Erschwerend komme hinzu, dass die Bahnlogistik und intermodale Transportkonzepte die Probleme einerseits kapazitätsmäßig und andererseits wegen fehlender Lokführer nicht bewältigen könnten.
Vor diesem Hintergrund wird die Logistik für die Egger-Gruppe ein Zukunftsthema. Thomas Leissing: „Wir versuchen unsere Werke so nahe wie möglich bei den Kunden zu positionieren – wie jetzt gerade in Biskupiec in Polen. Dem unverändert spürbaren Lkw-Fahrermangel in Europa begegnet unser Unternehmen mit langfristigen Geschäftsbeziehungen mit den Partnerfirmen aus der Transportwirtschaft.“
Begleitend dazu treibt die Egger-Gruppe den Einsatz von digitalen Plattformen in der Zusammenarbeit mit den Lkw-Transporteuren konsequent voran. „Damit werden Lehrfahren reduziert und die Einsatzzeiten der Lkw optimiert“, erläuterte Thomas Leissing.
Die Werke der Egger-Gruppe haben im Geschäftsjahr 2018/2019 so viel produziert wie noch nie. Bei den Spanplatten wurde die Marke von 6 Mio. m³ knapp verfehlt. Das Sägewerk in Brilon (Deutschland) habe erstmals mehr als 1 Mio. Meter Rundholz eingeschnitten. So konnte die produzierte Gesamtmenge an Schnittholz und Rohplatten als Trägermanterial für die dekorativen Produkte auf 8,8 Mio. m³ gesteigert werden, berichtete Walter Schiegl, Leiter Produktion/Technik Egger-Gruppe, beim Jahrespressegespräch.
Mit 9.481 Mitarbeitenden in nun 19 Werken erzielte die Gruppe im Geschäftsjahr 2018/19 (30. April 2019) einen Umsatz von 2,84 Mrd. Euro (+ 5,6% im Vergleich zu 2017/18) und ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBITDA) von 425,0 Mio. Euro (-4,7 %). Die bereinigte EBITDA-Marge beträgt 15 Prozent und liegt damit im langjährigen Mittel. Die Eigenkapitalquote liegt auf dem weiterhin hohen Niveau von 36,8 Prozent (Vorjahr: 40,8%).
Starken Einfluss auf dieses Ergebnis nahm die Rekordinvestitionssumme von 489,1 Mio. Euro. Davon entfielen 78,1 Mio. Euro auf Erhaltungsmaßnahmen, 411,0 Mio. Euro auf Wachstumsinvestitionen. Die größten Posten nahmen dabei die beiden Greenfield-Projekte in Biskupiec (Polen) und in Lexington, NC (USA) ein. In der Gruppe beschäftigte Egger im vergangenen Jahr durchschnittlich 9.481 Mitarbeitende.
Brenner-Transit: Deutschland und Österreich verabreden 10-Punkte-Plan
Tirol hält an Blockabfertigungen und Fahrverboten fest; Verdoppelung der Kapazitäten bei der Rollenden Landstraße
Deutschland, Österreich und das Bundesland Tirol haben beim gestrigen Brenner-Gipfel in Berlin einen 10-Punkte-Plan verabredet, der die Situation im deutsch-österreichischen Grenzverkehr und beim Brenner-Verkehr für alle Beteiligten verbessern soll. Darin sind folgende Kooperationsprojekte zur Entlastung der Bevölkerung am Brennerkorridor vom gewerblichen Schwerlastverkehr festgehalten:
1. Förderung des Kombinierten Verkehrs einschließlich der Rollenden Landstraße
2. Bessere Anbindung der Güterverkehrsterminals an die Brennerstrecke
3. Intelligentes Lkw-Leitsystem 2.0
4. Entlastung des untergeordneten Verkehrsnetzes im Raum Kiefersfelden/Kufstein
5. Gemeinsames Vorgehen bei der Überarbeitung der Europäischen Richtlinien (Wegekostenrichtlinie, Eurovignette)
6. Gemeinsames Voranbringen von verkehrspolitischen Innovationen
7. Einrichtung neuer Leit- und Sicherungstechnik ETCS auf der Bestandsstrecke von München nach Kufstein
8. Ausschöpfung aller vorhandenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Planungsbeschleunigung des BBT-Nordzulaufs (Brenner-Basistunnel)
9. Erhöhung Kapazitäten Rollende Landstraße zwischen Wörgl und Trento u.a.
10. Gemeinsame Arbeitsgruppe
Mit einer mehr als Verdopplung der Kapazitäten bei der Rollenden Landstraße (RoLa) geht Österreich mit den ÖBB in deutliche Vorlage: Bis 1. April 2020 sollen die Kapazitäten auf 400.000 Lkw pro Jahr und bis 1. Jänner 2021 auf 450.000 Lkw pro Jahr erhöht werden.
Deutschland hat sich im Gegenzug dazu bekannt, die Verladeterminals München-Riem und in Regensburg kapazitativ zu erweitern und in ihrer Anbindungseffizienz zu verbessern. Ein weiterer Terminalstandort für die Rollende Landstraße und den kombinierten Verkehr soll in Süddeutschland gefunden werden.