WIEN. Von seinen türkischen Kollegen und Geschäftspartnern kann Gerhard Wagner so ziemlich jede Unterstützung haben. Wenn in Istanbul Bedarf an einem Transfer zum Flughafen besteht, findet der Geschäftsführer der Bolk Transport GmbH im Handumdrehen eine Lösung. Damit leben alle Beteiligten gut, auch wenn die türkische Wirtschaft derzeit schwächelt. In Syrien stehen seit Jahren sämtliche Räder still. In Iran entfalten gerade die US-Wirtschaftssanktionen ihre volle Wirkung. Bleibt der Irak mit seiner weitgehend zerstörten Infrastruktur. In dem Land muss alles neu aufgebaut werden, und das eröffnet den Spezialisten auf dem Gebiet der Schwergut- und Sondertransporte neue Chancen.
„Das wird sicher ein riesiger Markt“, ist Gerhard Wagner überzeugt. Dabei setzt er große Erwartungen in das Know-how der langjährigen türkischen Partnerunternehmen aus dem Kreis der Lkw-Transporteure sowie Logistikdienstleister. Mit ihrer Unterstützung hat sich die Bolk Transport GmbH zum Spezialisten für die Abwicklung von Projekten in Südosteuropa mit dem Schwerpunkt Türkei und in Vorderasien entwickelt. Das dabei eingesetzte Equipment erfüllt alle Kundenanforderungen. Dazu kommen Fahrer, die mit den teilweise schwierigen Rahmenbedingungen in den Zielgebieten vertraut sind. In bestimmten Regionen befinden sich die Straßen in einem katastrophalen Zustand, in anderen Gebieten sind Sicherheitsthemen der springende Punkt.
Auf die türkischen Partner könne man sich zu 100 Prozent verlassen, betont man bei Bolk Transport. Das Team in Attnang-Puchheim hofft auf eine rasche Besserung der wirtschaftlichen Gesamtsituation in der Türkei, wo in normalen Zeiten der Markt für Schwer- und Sondertransporte sowie für die Spezialisten auf dem Gebiet der Projektlogistik floriert. In der zuletzt genannten Disziplin könnte sich dem Unternehmen im Irak in naher Zukunft ein interessantes Betätigungsfeld eröffnen. „Das ist ein Land mit Bedarf an flexiblen und entscheidungsfreudigen Anbietern von multimodalen Transportlösungen“, skizziert Gerhard Wagner das Umfeld.
Internationale Logistikkonzerne haben es auf einem derartigen Terrain schwer. Ihre Entscheidungsfindungsprozesse sind speziell bei sensiblen aber korrekten Geschäftsfällen zu langsam. Im Vergleich dazu schwenkt man bei Bolk Transport nach der Prüfung aller kritischen Sachverhalte rasch zur Umsetzung der Projekte. Das Unternehmen macht sich den Umstand zunutze, dass zahlreiche Anlagen- und Maschinenbauunternehmen die Aufträge für Projekte in Vorderasien lieber an europäische Logistikdienstleister vergeben. Diese Akteure sind dann auf die Unterstützung ihrer türkischen Frächter-Partner angewiesen. Zwar verfügen die Firmen mehrheitlich über eigenes Transportequipment mitsamt den gut geschulten Fahrern. Jedoch versieht diese Kombination hauptsächlich Einsätze in stabilen Regionen – und davon ist der Irak noch weit entfernt.
Die anspruchsvollen Projekte beschränken sich bei Bolk Transport aber nicht nur auf Transportfälle in die Türkei und nach Vorderasien. Schon seit dem Vorjahr läuft ein Großauftrag zur Belieferung eines Windparks in Nordschweden. Erfolgreich abgeschlossen wurde kürzlich ein Geschäftsfall für die Spedition von Biertanks mit 6 Meter Durchmesser von Deutschland nach Westungarn. Dabei legte die Fracht den Hauptlauf von Aschaffenburg nach Györ-Gönyü per Binnenschiff zurück. Der anschließende Transport nach Sopron ging in drei Nächten über die Bühne. Dabei mussten die 40 Mitarbeitenden auf der Strecke rund 200 Stromleitungen heben und wurde die Bahnstrecke sechsmal überquert.
Die Donau kommt bei den Logistikprojekten von Bolk Transport regelmäßig ins Spiel. Dabei wird die Wasserstraße in durchgängige Logistikkonzepte Haus-Haus eingebunden, was nach Einschätzung von Gerhard Wagner nur wenige Anbieter beherrschen. Doch gerade diesen Unternehmen sagt der erfahrene Spediteur eine große Zukunft voraus. Demnach gestaltet sich die Organisation von Schwer- und Sondertransporten in die Nord- und Westhäfen Hamburg, Bremerhaven, Antwerpen und Rotterdam aufgrund der wachsenden Einschränkungen für den Lkw-Verkehr zusehends schwieriger. Jedoch benötigt auch die Rhein-Main-Donau-Wasserstraße noch dringend eine Verbesserung der Infrastruktur.
Für Gerhard Wagner ist die Donaulogistik noch viel zu sehr auf das Segment Massengut ausgerichtet. Manchen Anbietern fehle nach wie vor das Bewusstsein für den Stellenwert der Stückgüter und Teilladungen, bemerkt er. Das macht die Binnenschifffahrt für ihn zu einer trägen und konservativen Branche, die ein wenig in die Jahre gekommen ist. Noch dazu sind die meisten erfahrenen Mitarbeitenden der Reedereien und Logistikunternehmen über 50 Jahre alt, es fehlt der Nachwuchs. Und auch an den Binnenschiffen auf der Donau nagt der Zahn der Zeit. Umso größere Erwartungen setzt man bei Bolk Transport in das in den letzten Jahren entwickelte und erfolgreich umgesetzte Konzept zur Ankurbelung der Transportlogistik für Landmaschinen auf der Wasserstraße nach Südosteuropa.
Gerhard Wagner beschreibt die Lösung von Bolk Transport als Alternative zu den Logistikketten der arrivierten Anbieter. Dabei werden die Frachtstücke in Passau am eigenen Lagerplatz mit modernstem Equipment des Bayernhafen Passau auf das RoRo-Schiff verladen. Am Wasserweg geht es bis nach Ruse und weiter per Lkw-Transport an die Händlerbetriebe in Bulgarien, Rumänien und teilweise in der Türkei. Der Service als solcher funktioniert dem Vernehmen nach einwandfrei.
JOACHIM HORVATH