Internationales Netzwerk macht sich für die Rail Cargo Group bezahlt

Logistische Gesamtlösungen, eingebettet in nationale und internationale Langstreckenverkehre auf der Schiene, prägen die Strategie der Rail Cargo Group im Jahr 2019. Wie die meisten anderen europäischen Güterbahnen begegnet auch der ÖBB-Konzern dem Margendruck mit Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität.

Internationales Netzwerk macht sich für die Rail Cargo Group bezahlt Bild: Die Rail Cargo Group ist aktuell in 18 Ländern aktiv in elf davon mit Eigentraktion.

WIEN. Zunächst fällt es schwer, die lobenden Worten des ÖBB-Vorstandes über die wirtschaftliche Entwicklung des ÖBB-Güterverkehrs in 2018 zu verstehen. Zwar ist der Umsatz der Rail Cargo Group in der Berichtsperiode um 5 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro gestiegen. Jedoch stagnierte die transportierte Menge im Vergleich zum Vorjahr. Ganz zu schweigen vom deutlich rückläufigen operativen Ergebnis. Das schreit in einer Phase der Hochkonjunktur nach einer Erklärung. Dabei nahmen sich ÖBB-Generaldirektor Andreas Matthä und CEO Arnold Schiefer kein Blatt vor den Mund. Der ÖBB-Güterverkehr kämpfe mit seiner Profitabilität, räumten die Manager bei der Präsentation der Bilanz 2018 der ÖBB-Holding AG ein.

Was im Vorjahr schon ein Problem war, könnte sich 2019 verschärfen. Die ersten drei Monate seien im Güterverkehr nicht gut gelaufen, erläuterten Andreas Matthä und Arnold Schiefer gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung. Man beobachte ein zusehends sprunghafteres Kundenverhalten. So hätten sich in letzter Zeit in der Automobil- und Stahlindustrie die Fälle der lange im Voraus bestellten und dann kurzfristig stornierten Güterzüge gehäuft. Für diese Verkehre sei es dann einigermaßen schwierig, einen adäquaten Ersatz zu finden. Außerdem berichteten die ÖBB-Vorstände von rückläufigen Mengen im Segment Massengut, begleitet von einer steigenden Nachfrage im preislich hart umkämpften Unbegleiteten Kombinierten Verkehr.

Letzteres lässt sich für die Redaktion anhand der im Geschäftsbericht 2018 veröffentlichten Zahlen über das Transportaufkommen im Güterverkehr (vgl. Tabelle Seite 4) nicht nachvollziehen. Unbestritten sind jedoch die deutlich gestiegenen Trassenpreise sowie die Kostensteigerungen in den Bereichen Energie und Personal. Diese erheblichen Zusatzbelastungen ließen sich nicht in den Preisen unterbringen. Am Markt herrsche ein gewaltiger Margendruck, berichtete Andreas Matthä, der noch dazu die Wettbewerbsgleichheit zwischen den Verkehrsträgern Straße und Schiene vermisst. Das ist für ihn der Hauptgrund dafür, warum der Schienengüterverkehr in Österreich erstmals nach langer Zeit wieder weniger als 30 Prozent des Gesamtaufkommens bewegt hat und die Lkw-Transporteure den Anteil am Modal Split erhöhen konnten.

Dadurch bedingt verzeichnete die Rail Cargo Group am Heimmarkt Österreich Mengenrückgänge, während die internationalen Güterverkehre zulegen konnten. „Je länger die Strecken sind, umso erfolgreicher sind unsere Transportlösungen“, sagte Andreas Matthä. Daher werde der ÖBB-Güterverkehr die Internationalisierung weiter vorantreiben, „indem wir die Angebote in die Nordseehäfen und in die großen europäischen Chemieparks v. v. ausbauen“. Begleitend dazu sei die Festigung der starken Position auf den Südhäfen-Relationen bis nach Piräus und die Steigerung des Zugaufkommens auf der „Eisernen Seidenstraße“ zwischen China und Europa von 400 Abfahrten im Vorjahr auf mehr als 600 Operationen in 2019 vorgesehen.

Zu diesem Zweck läuft im ÖBB-Konzern ein hoch dotiertes Programm zur Beschaffung von modernen Mehrsystemlokomotiven sowie zur sukzessiven Ausstattung der Güterwagen mit einer modernen Technik. Man investiere in maximale Kundenzufriedenheit und Sicherheit, betonte Andreas Matthä ausdrücklich. Positive Effekte erwartet er sich außerdem von den Initiativen „Rail Freight Forward“ und „Noah’s Train“. Durch diese mit zahlreichen Partnerbahnen vorangetriebenen Initiativen soll sich der Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene in Europa bis 2030 von derzeit 18 Prozent auf 30 Prozent erhöhen. Hierfür brauche es allerdings mehr Fairness im Vergleich zur Straße, appellierte Andreas Matthä.

Parallel dazu soll das Umbau- und Transformationsprogramm „Nordstar“ die Position des ÖBB-Güterverkehr im internationalen Wettbewerb stärken. Dafür werde der Vertrieb in verstärktem Ausmaß logistische Gesamtlösungen für Schienentransporte auf möglichst langen Strecken offerieren, kündigte Andreas Matthä an. Dazu kommen Maßnahmen zur Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen – zum Beispiel im Verschub – zur Bewältigung von steigenden Gütermengen mit einer in etwa gleichbleibenden Zahl von Mitarbeitenden. Dafür benötigt die Rail Cargo Group neben jungen Lokführern und Wagenmeistern auch IT-Spezialisten. Ein Personalabbau stehe definitiv nicht zur Diskussion, beruhigte Andreas Matthä und bekräftigte stattdessen die unverändert tollen Karrierechancen für junge und ambitionierte Menschen im ÖBB-Konzern. •

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