Treibacher Industrie begrüßt Idee für Adria-Nordamerika-Liniendienst

Im Werk der Treibacher Industrie AG in der Kärntner Stadtgemeinde Althofen werden täglich 60 – 70 Zustellungen und Abholungen per Lkw gezählt. Dazu kommen rund 1.000 Bahnwagen im Jahr. Der Verkehrsträger Schiene besitzt insbesondere für die Containerfrachten eine hohe Relevanz.

Treibacher Industrie begrüßt Idee für Adria-Nordamerika-Liniendienst Bild: Der Name der Treibacher Industrie AG steht für einen Kärntner Leitbetrieb mit einer langen Tradition.

WIEN. Ein Triester Spediteur äußerte kürzlich gegenüber dieser Zeitung sein Interesse an einem direkten Liniendienst zur See für Container von der nördlichen Adria zur nordamerikanischen Ostküste. Ein derartiger Service könnte sich für alle Beteiligten in der transatlantischen Logistikkette lohnen, falls die dafür erforderliche Bereitschaft zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit besteht, vermutet der Seefracht-Spezialist. Damit sind zuvorderst die Seehäfen in Norditalien, Slowenien und Kroatien gemeint, die zwecks Realisierung eines derartigen Konzepts jede Chance zur Kooperation nutzen müssten anstatt sich Tag für Tag das Leben schwer zu machen.

In einer spontanen anschließenden Umfrage erntete die Idee des Triester Transportlogistikers unterschiedliche Kommentare. Es gibt Vertreter von Speditionen, Linienreedereien und Unternehmen aus der verladenden Wirtschaft, deren Verantwortliche das schlichtweg ablehnen. Sie können sich nicht vorstellen, dass sich ein derartiger Service gewinnbringend darstellen lässt. Das ist in ihren Augen aber die Voraussetzung für stabile Liniendienste, auf die sich die Teilnehmer in der Supply Chain verlassen können. Sobald Unwägbarkeiten auftreten, weichen die Importeure und Exporteure auf alternative Routen aus. Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, wann der zur Diskussion gestellte Liniendienst zur USA-Ostküste die Segel streicht.

Dem gegenüber stehen einige Fachleute, die eine Erweiterung des Fahrplanschemas ab den Häfen in der nördlichen Adria ausdrücklich begrüßen würden. Zu ihnen gehört mit Winfried Stromberger der Logistikleiter eines der renommiertesten Kärntner Produktionsbetriebe. Die Treibacher Industrie AG ist weltweit führend auf dem Gebiet der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Hochleistungskeramiken, Energiespeichern, Ferrolegierungen, Hartmetallen und Seltenen Erden für die Weiterverarbeitung in verschiedenen Industrien. Die aktuell rund 860 Mitarbeitenden des 1898 durch Carl Auer von Welsbach gegründeten Metallurgie- und Chemieunternehmens haben im Jahr 2017 mit einer breiten Palette von Produkten einen Umsatz in Höhe von 498 Mio. Euro erwirtschaftet. Die 81%ige Exportquote wurde zu 83 Prozent von europäischen Kunden getragen, gefolgt von Asien (9%) und Amerika (7%).

Hauptabnehmer der Spezialitäten „Made in Carinthia“ sind Industriebetriebe aus ganz Europa, und ihre Versorgung vom Werkstandort in Althofen im Bezirk St. Veit ausgehend erfolgt hauptsächlich per Lkw. Winfried Stromberger begründet das mit den teilweise kurzfristigen Kundenabrufen, der Sendungsstruktur und den gewünschten Anlieferterminen. In vielen Fällen müssen die Waren innerhalb kurzer Lieferzeiten bei den Empfängern eintreffen. Der Anteil der Stückgutsendungen und Teilpartien ist gestiegen, was den Straßentransporteuren in die Karten spielt. Der mit der Transportdisposition verbundene Kommunikationsaufwand bewegt sich aufgrund der Nutzung der Transporeon-Frachtenplattform in einem überschaubaren Rahmen. Winfried Stromberger: „Dieses digitale Modell erspart unserer Disposition viele Telefonate und eröffnet uns trotzdem dem Zugang zu einem spezialisierten Pool von Frachtführern und Transportorganisationen.“

Die Übersee-Exporte der Treibacher Industrie AG repräsentieren ein Volumen von mehreren Hundert TEU im Jahr. Die Verschiffung der US-Sendungen erfolgt derzeit zur Gänze über die Nordhäfen. Vielen Seefrachten gemeinsam ist die Einbettung in die Gesamtkonzepte der internationalen Speditionen „So erhalten wir die Transportquotierungen teilweise zu günstigeren Konditionen als bei Direktkontrakten mit den Reedereien“, erläutert Winfried Stromberger im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Für ihn sind die Seehafen-Hinterlandverkehre auf der Straße und auf der Schiene die Kostentreiber.

In Anbetracht dieser Tatsache findet der Logistikleiter der Treibacher Industrie AG Gefallen an der Idee eines Direktdienstes von der nördlichen Adria nach Nordamerika. „Für uns ist nur wichtig, dass die Container den Atlantik ohne Umladung in einem zwischengeschalteten europäischen Hafen in möglichst kurzen Seereisezeiten passieren“, lässt er durchblicken. Unabhängig davon hält Winfried Stromberger Containerverkehre von Triest oder Koper insofern für interessant, „weil das für uns den Vorteil der sehr viel kürzeren Vorläufe in die Seehäfen hätte, wodurch der Kärntner Wirtschaft Kostenvorteile entstehen könnten“.

Umgekehrt stiegen dadurch die Chancen für den Hafen Triest für eine wieder stärkere Nutzung durch die Treibacher Industrie AG. Bis vor ein paar Jahren importierte der Kärntner Leitbetrieb ungefähr 2.000 TEU per annum mit Rohstoffen über den Adria-Hafen. Dieses Volumen läuft heute über die Nordhäfen weil die Ware jetzt aus dem Ostseebereich kommt. Durch einen Direktdienst von der nördlichen Adria nach Nordamerika könnte sich das Blatt wieder wenden, denn an der Servicequalität des Hafen Triest gab es für die Treibacher Industrie AG kaum etwas auszusetzen.

JOACHIM HORVATH

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