Österreichs Sägeindustrie rechnet damit, noch mehr Rundholz aus dem Inland zur Weiterproduktion zu übernehmen. Das ist möglich, „weil sich die Baukonjunktur auf einem hohen Niveau befindet“, erklärt Herbert Jöbstl, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie und Geschäftsführer der Division Wood Products des finnisch-schwedischen Forstkonzerns Stora Enso mit Sägewerken in Ybbs/Donau und Brand im Waldviertel.
Zudem hat das Unternehmen mit dem von heimischen Forschern vor einigen Jahren entwickelten „Cross Laminated Timber“ (CLT) – übersetzt „Brettsperrholz“ – ein Produkt auf den Markt gebracht, das sich bei der Errichtung von Gebäuden vielfältig einsetzen lässt.
Wie Herbert Jöbstl dem NÖ Wirtschaftspressedienst bekanntgibt, sei die weltweite Nachfrage nach CLT mittlerweile so groß, dass Stora Enso Wood Products die Jahreskapazität dieser Produktionsschiene im Sägewerk Ybbs/Donau von derzeit knapp unter 100.000 Kubikmeter um weitere 12.000 Kubikmeter aufstocken wird. Dort beschäftigt das Unternehmen 450 seiner 1.020 Mitarbeiter in Österreich. In Brand im Bezirk Zwettl sind es rund 250 Beschäftigte.
Österreichische Holzindustrie drängt auf Ausbau der Infrastruktur
Im Jahr 2018 hat die Transportlogistik trotz massiver Käfer- und Windwurfmengen noch zufriedenstellend funktioniert
Dass Holz nach wie vor im Trend liegt, zeigt die österreichische Holzindustrie 2018 mit einem Rekordproduktionswert von 8,33 Mrd. Euro und einem dementsprechenden Plus von rund 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Viele Faktoren waren für dieses erfreuliche Ergebnis verantwortlich“, sagt Fachverbandsobmann Dr. Erich Wiesner. „Mit einer Bauwirtschaft, die insgesamt boomt und einem Baumaterial Holz, das national und international immer beliebter und vor allem bei Hochhausbauten immer öfter eingesetzt wird, sind Ergebnisse wie diese zu erzielen.“
Zudem war der Rohstoff durch einen hohen Anfall an Kalamitätsholz in diesem Jahr reichlich vorhanden. Zunehmender Rückenwind kommt seitens Politik und Gesellschaft im Sinne der Bioökonomie. Hier kann Holz als nachwachsender Rohstoff gegenüber fossiler Rohstoffe punkten.
Die künftig zentrale Herausforderung der Holzbranche ist eine kontinuierliche Rohstoffversorgung. Die Auswirkungen der Klimaveränderung in Europa sind spürbar gestiegen und verursachen große Mengen an Kalamitätsholz, durch Windwurf, Schneebruch und Borkenkäfer. Die Holzindustrie, als sicherer Abnehmer von Schadholz, ist nur ein Teil der Lösung. Künftig wird es maßgebliche Investitionen für den Ausbau von Infrastruktur brauchen, um die zusätzlich anfallenden Rundholzmengen bewältigen zu können.
„Als große Herausforderung bleiben die fehlenden Gesamtlogistikkonzepte, sowohl auf der Straße, der Schiene als auch bei der Containerlogistik. Mit der Rail Cargo Group konnten zusätzliche Kapazitäten sichergestellt und zahlreiche Bahnhöfe kurzfristig wieder aktiviert werden. Investitionen in neue Transportmöglichkeiten sind geplant“, schreibt der Fachverband der Holzindustrie Österreichs im Branchenbericht 2018/19.
Gerade in Zeiten von extremen forstwirtschaftlichen Situationen sei der Einsatz der Politik sowie eine verstärkte Zusammenarbeit der gesamten Wertschöpfungskette Holz für den Erfolg in einem international hoch kompetitiven Umfeld das Zünglein an der Waage , so Dr. Erlfried Taurer, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes der Holzindustrie und Sprecher der Plattenindustrie.
Die Holzindustrie zählt aktuell 26.382 Beschäftigte und hält damit das Niveau der letzten Jahrzehnte. Mit ihren derzeit 1.224 aktiven Betrieben ist sie ein bedeutender Arbeitgeber, vor allem in strukturschwachen Regionen. Zur Holzindustrie zählen neben rund 1.000 Sägewerken, Betriebe aus der Möbel-, Ski- und Plattenindustrie sowie aus dem Baubereich. Der Großteil der Unternehmen besteht aus Klein- und Mittelbetrieben in Familienbesitz.
Die stark exportorientierte Branche verzeichnet im Jahr 2018 mit einem Zuwachs von 6,6 Prozent ein Gesamtvolumen von rund 6 Mrd. Euro. Von den durchschnittlich 70 Prozent Exportquote gehen beinahe zwei Drittel der Exporte an EU-Länder, allen voran an Deutschland und Italien.
Eine erfreuliche Entwicklung zeigt die heimische Plattenindustrie. Steigerungen beim Inlandsabsatz sowie beim Produktionsvolumen von Spanplatten und eine volle Auslastung von Produktionskapazitäten sichern auch weiterhin hochwertige Arbeitsplätze für circa 3.000 Beschäftigte in strukturschwachen Regionen.
Die österreichische Sägeindustrie ist mit rund 6.000 Beschäftigten und 1.000 Betrieben ein großer und erfolgreicher Industriezweig. In 2018 kann die Branche die hohen Schnittholz-Produktionsmengen der letzten Jahre sogar noch weiter ausbauen, auf gesamt 10,4 Mio.m³ und ist damit neuntgrößter Produzent der Welt. Der Außenhandel legt um 8,6 Prozent zu und schließt das Jahr mit 5,9 Mio. m³ auf Rang 7 im globalen Ranking ab.
Die Schadholzmengen in Österreich sind 2018 gegenüber 2017 um 53 Prozent auf 9,93 Mio. Erntefestmeter (Efm) enorm gestiegen. Die Sägeindustrie zeigt sich in dieser Entwicklung als wichtiger Abnahmepartner und hat alleine 2017 und 2018 1,6 Mio. Festmeter mehr aus heimischen Forstbetrieben aufgenommen.
„Trotz des massiven Käferbefalls und enormer Windwurfmengen bei unseren Nachbarn in ganz Mitteleuropa mit rund 70 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) Schadholzanfall, wurden in Oberösterreich und Niederösterreich 2018 die Importmengen nicht erhöht“, so Mag. Herbert Jöbstl, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes der Holzindustrie und Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie.
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