Kürzlich startete ein Regelverkehr, den es so wohl noch nicht gegeben hat: Coils für die Automobilindustrie und Erz für die Stahlbranche fahren zwischen Linz und Rotterdam in denselben Wagen. Das Konzept haben DB Cargo-Experten gemeinsam mit einem Dienstleister für voestalpine ausgearbeitet. „Das ist ein bisher einmaliges, innovatives Konzept für einen Wiederbeladungsverkehr“, so Stephan Denzer, Account Manager beim Vertriebsbereich Industrial, DB Cargo.
Der mit DB Cargo kooperierende Dienstleister koordiniert die produktionswichtigen Zuliefertransporte vor allem für die Steel Division des voestalpine-Konzerns. Diese betreibt in Linz eine integrierte Hütte für die Herstellung höchstwertiger Stahlgüter. Während der Dienstleister im kombinierten BiSchi-Bahn-Konzept für den Binnenschifffahrtstransport von Eisenerz zuständig ist, bringt DB Cargo den Schienennachlauf zum Kunden.
Zudem entsorgt die DB Cargo direkt für voestalpine das Endprodukt Stahl zu seinen internationalen Bestimmungsorten. Fast eine Million Tonnen pro Jahr gehen mit DB Cargo über die Grenze zu unterschiedlichen Empfängern in Westeuropa.
Mit dem neuen Konzept werden jetzt Stahl und der für seine Herstellung benötigte Rohstoff Eisenerz in denselben Wagen in einem Shuttle-Konzept transportiert. Ein wichtiger Erz-Zulieferverkehr beginnt in Rotterdam. Dort kommt im großen Umfang Eisenerz an, das in Österreich für den Betrieb der Hochöfen und die Stahlherstellung benötigt wird. Das Erz wird in offene Güterwagen vom Typ „Ea“ umgeladen. Das sind gängige, vierachsige Schüttgutwagen, die außerdem für den Transport von Kohle, Steinen oder Schrott genutzt werden können.
Nach Ankunft des Erzzugs bei der voestalpine wird das Erz mit einem Kran entladen. Anschließend fahren die leeren Ea-Wagen in den Linzer Stadthafen. Die Erz-Rückstände werden entfernt und die Wagen gereinigt. Dann werden Container in die Ea-Wagen geladen – jeweils ein 40-Fuß-Container oder zwei 20-Fuß ISO-Container pro Ea-Wagen.
Stephan Denzer freut sich über den Coup, der nicht nur besonders nachhaltig ist, Ressourcen schont und die Wagenverfügbarkeit verbessert, sondern auch noch die Geschwindigkeit des zeitkritischen Rundlaufs erhöht. „Wir nutzen jetzt die Wiederbeladungsmöglichkeit aus und fahren einen Last-Last-Verkehr“, erklärt Denzer. „Ansonsten wären die Waggons leer von Linz nach Rotterdam gefahren.“
Nach einer Testphase absolvieren seit Anfang Juni zwei Ea-Garnituren zwei Mal pro Woche den Rundlauf. Für voestalpine senkt das neue System nicht nur Kosten. Der Trumpf der Bahn heißt: Zuverlässigkeit. Abseits der Unwägbarkeiten von Lkw oder Binnenschiff, ohne Zeitrisiken, wie sie Staus, Hoch- oder Niedrigwasser mit sich bringen, kann der Stahlhersteller seine Be- und Entsorgung nun fest planen und seine Produktion mit dem Rundlauf synchronisieren.