Kühne + Nagel sieht Jöbstl-Gruppe als „Gateway nach Osteuropa“

Der internationale Transport- und Logistikdienstleister beginnt nach Abschluss der Akquisition der Jöbstl-Gruppe mit den ersten Veränderungen: Der Jöbstl-Standort in Wundschuh wird bis Mitte 2020 um 2,5 Mio. Euro ausgebaut und als Kühne + Nagel Österreich-Zentrale etabliert.

Kühne + Nagel sieht Jöbstl-Gruppe als „Gateway nach Osteuropa“ Bild: vnlr: F. Köhler, Kühne + Nagel; C. Jöbstl, Geschäftsführer der Jöbstl-Gruppe; G. Hahn, Niederlassungsleiter Kühne + Nagel Steiermark und Kärnten; K. Jöbstl; F. Braunsberger, Geschäftsführer Kühne + Nagel Österreich; K.J. Jöbstl, Geschäftsführer der Jöbstl-Gruppe; G. Fidler, Landverkehrsleiter Kühne + Nagel Österreich

GRAZ. Die Verhandlungen zur Veräußerung der Jöbstl-Gruppe an Kühne + Nagel Österreich und die darauf folgende Bekanntgabe der Transaktion fielen den Geschäftsführern Christoph und Kurt Jürgen Jöbstl schwer. „Es sind sehr viele Tränen geflossen aber wir sind uns sicher, dass wir die Richtige Entscheidung getroffen haben“, sagte Christoph Jöbstl bei einem Pressegespräch am 24. Juli in Graz.

Das Hauptmotiv, das Familienunternehmen in die Hände der Kühne +
Nagel zu übergeben, beschreibt er mit der Tatsache, den Mitarbeitern so mehr Sicherheit gewährleisten zu können als bisher. „Die Frage war, wie wir das Unternehmen so aufstellen, dass es die Spedition noch in 20 Jahren gibt. Uns fehlt einfach die Luft- und Seefracht. Somit ist es für die Mitarbeitenden am besten, wenn wir sie in einem internationalen Konzern unterbringen.“ Die rund 180 Mitarbeitenden der steirischen Spedition werden von Kühne + Nagel übernommen – auch die Geschäftsführer. Christoph Jöbstl: „Wir bleiben solange, wie wir gebraucht werden“.

Die Brüder wollen sich künftig verstärkt dem Immobiliengeschäft widmen. Was bereits 2016 mit einigen Projekten in dieser Branche begonnen hat, soll in der Zukunft ausgebaut werden. Näheres dazu ist noch nicht bekannt. Die Immobilien und Anlagen der Jöbstl-Gruppe bleiben auch weiterhin im Familienbesitz und werden langfristig an Kühne + Nagel vermietet.

Bei Kühne + Nagel gibt es durchaus Grund zur Freude. „Wir sind sehr glücklich, ein Unternehmen mit den Wurzeln in der Steiermark und einer fast 100-jährigen Tradition nach den Verhandlungen übernehmen zu dürfen“, so Franz Braunsberger, Geschäftsführer Kühne + Nagel Österreich. Im Zuge der Übernahme gehen auch 100 Prozent der Anteile an der SLM Spedition und Logistik GmbH aus der Jöbstl-Gruppe an Kühne + Nagel über. Jöbstl selbst wird trotz der Übernahme weiter als Marke geführt. Nach und nach soll das Unternehmen allerdings – auch optisch – an den internationalen Konzern angepasst werden.

„Wir haben uns in der Steiermark gut entwickelt, sind aber an unsere Grenzen gestoßen. Mit diesem Schritt konnten wir mit einem Schlag viel mehr Kapazität gewinnen. Schon länger haben wir überlegt, wie wir unsere Büro- und Lagerflächen erweitern können. Im Zuge der Übernahme werden wir unser Büro ebenfalls an den Standort nach Wundschuh verlegen, welchen wir ausbauen“, sagte Günter Hahn, Niederlassungsleiter bei Kühne + Nagel Steiermark und Kärnten. Das Investitionsvolumen für dieses Vorhaben beträgt rund 2,5 Mio. Euro. Die Fertigstellung ist für Mitte 2020 geplant.

Der internationale Logistikdienstleister zieht aus der Übernahme eine breite Palette an Vorteilen: „Die Jöbstl-Gruppe hat einen signifikanten Footprint in der Steiermark“, so Gerald Fiedler, Landverkehrsleiter bei Kühne + Nagel. Mit dem Jöbstl-Standort in Fürnitz in Kärnten ist das Unternehmen nun auch in den Süden gut vernetzt, besonders die FTL-Transporte in Europa werden mit der Niederlassung gestärkt. Die Standorte in Ljubljana und Maribor bringen einen klaren Vorteil am slowenischen Markt. Insgesamt übernimmt Kühne + Nagel 30 Lkw, 180 Wechselbrücken und 30 Auflieger.

Mit rund 500 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 400 Mio. Euro im Jahr 2018 gehört Kühne + Nagel Österreich zu den führenden Logistikdienstleistern im Land. Schwerpunkte liegen in den Bereichen See- und Luftfracht, Kontraktlogistik und Landverkehre mit klarer Ausrichtung auf erschöpfungsintensive Bereiche wie informationsgeschützte integrierte Logistik-Angebote.

Nun übernimmt der Logistikdienstleister ein Unternehmen mit einer 95-jährigen Firmengeschichte. Die Unternehmensgruppe wickelt im Jahr mit internationalen Groupage, FTL- und LTL-Transporten circa 546.000 Sendungen ab und unterhält knapp 20.000m² Umschlagsfläche mit rund 180 Mitarbeitenden an den Standorten in Wundschuh, Wallern, Wien, Fürnitz, Ljubljana und Maribor.

MIRIAM HIRSCHHOFER

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