WIEN. Etwas überrascht dann doch im Gespräch mit Matthias Schulz. Es ist weniger die Tatsache, dass der Direktor von Lufthansa Cargo in Österreich ein fortgesetztes nachhaltiges Wachstum anstrebt. Solche Ambitionen gehören heute zu den Grunderfordernissen in der internationalen Transportlogistik. Jedoch gibt es Unterschiede bei der Umsetzung von derartigen Plänen. Bestimmte Unternehmen setzen dabei auf ein hohes Maß der Digitalisierung. In ihren Konzepten dreht sich so gut wie alles um die Automatisierung der Prozessabläufe. Jedoch geht das dann oft auf Kosten der menschlichen Komponente, und die spielt im Geschäftsleben noch immer eine große Rolle.
Aus dieser Erkenntnis heraus räumt Lufthansa Cargo in Österreich der Wahrung von persönlichen und engen Kundenbeziehungen einen hohen Stellenwert ein. Zwar wird die Bereitstellung von Plattformen zur Steuerung von elektronischen Buchungsvorgängen sowie zur papierlosen Abwicklung von Luftfrachtsendungen zielstrebig vorangetrieben. Insofern ist die digitale Transformation ein zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Gleizeitig bsitzt aber auch die persönliche Betreuung der Geschäftspartner aus dem Kreis der internationalen Luftfrachtspeditionen einen hohen Stellenwert.
Luftfrachttransporte verbinden Länder und Kontinente in der kürzest möglichen Zeit. Sie sind für gewisse Branchen unerlässlich und unterstützen die globalen Logistikketten von namhaften Unternehmen. Sobald ihre Sendungen in der Luft sind, kann nicht viel passieren. Hier bestehen maximal Unterschiede in Hinblick auf das Alter, die Beschaffenheit und die Technologie der eingesetzten Flugzeuge. Das entscheidende Qualitätsmerkmal macht die Arbeit am Boden aus. Das fängt beim Handling auf den Flughäfen an, findet in der Geschwindigkeit der Import-, Export- und Zollabfertigungen seine Fortsetzung und reicht bis zur Vorgehensweise bei eventuell auftretenden zeitlichen Verzögerungen oder Schäden.
Bei den beiden zuletzt genannten Punkten schätzen die österreichischen Speditionen schnelle und fachkundige Informationen. Einen derartigen Service schreibt sich das von 64 Mitarbeitenden gebildete Team von Lufthansa Cargo an den Standorten Flughafen Wien (Zentrale), Flughafen Linz und Flughafen Salzburg auf die Fahnen. „Im globalen Luftfrachtgeschäft herrscht das Szenario der vielfältigen Ansprüche. Jede Sendung hat andere Abmessungen und transportlogistische Kennzahlen. Da lassen sich nur ganz bestimmte Abläufe standardisieren und somit digitalisieren. Um alles Andere kümmern sich die hinter einem Unternehmen stehenden Menschen“, erläutert Matthias Schulz in einem ausführlichen Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung.
Für Matthias Schulz stellt der Betrieb des Lufthansa Cargo-Drehkreuzes in Wien einen besonderen Standortvorteil in Österreich dar. Man sei der einzige Carrier mit einem Gateway und Direktdiensten mit Großraumflugzeugen nach Nordamerika, Afrika und Asien vor der Haustüre. Einen weiteren Vorteil sieht man im Marktauftritt als „Vollsortimenter“. So steht das Team in Österreich für alle Kunden im Bundesgebiet an 365 Tagen im Jahr, 7 Tage in der Woche und 24 Stunden täglich mit eigenen Mitarbeitern zur Verfügung, um auch dringende Logistikanforderungen außerhalb der Bürogeschäftszeiten in der Nacht und am Wochenende mit Eigenverkaufs- und Handlingsdienstleistungen zu erfüllen.
Ein einzigartiges starkes Produktportfolio, das ständig weiterentwickelt wird, unterstützt das Team dabei, immer maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können. Aktuell werden die Luftfrachtkapazitäten in den Liniendiensten von Austrian Airlines, Lufthansa, Lufthansa Cargo, Eurowings, Brussels Airlines und Sunexpress vermarktet. Durch das Multi-Carrier-System in Kombination mit den Frachterdiensten aus Frankfurt und den Kapazitäten der Joint Venture Partner, ergibt sich eine einmalige Angebotspalette zu rund 300 Destinationen weltweit.
In der Gesamtbetrachtung werden jährlich 130.000 Tonnen Luftfracht über die Standorte der Lufthansa Cargo in Österreich bewegt. Davon werden knapp 40 Prozent mit den Luftfrachtersatzverkehren auf der Straße (Road Feeder Services) von/nach Zentral- und Osteuropa, beziehungsweise von/zu andern Hubs der Lufthansa Cargo in Europa befördert.
Das alles sind für Matthias Schulz „Eigenschaften, die einen starken ‚Home Carrier‘ ausmachen“. Vor diesem Hintergrund passt sich Lufthansa Cargo der steigenden Erwartungshaltung der internationalen Luftfracht-speditionen in Österreich an. „Geschwindigkeit beim Datenaustausch, in der Kundenkommunikation und bei den Übergabeschnittstellen der Luftfracht wird in unserem Geschäft immer wichtiger“, sagt Matthias Schulz. Außerdem betreut die „Sales and Handling Force Austria“ die zusehends komplexer werdenden Aufgabenstellungen. So müssen beispielsweise die Verkäufer heute aufgrund der vielfältigen regulatorischen Bestimmungen mit Sicherheits- und Zollvorschriften bewandert sein. Zusätzlich sieht sich die Vertriebsmannschaft immer stärker mit der digitalen Transformation konfrontiert. Hinzu kommt die Aufgabe, bei Digitalisierungsthemen und „eServices“ beratend tätig zu sein. Vor diesem Hintergrund widmet Lufthansa Cargo in Österreich der Pflege der guten Kundenbeziehungen weiterhin besondere Aufmerksamkeit.
JOACHIM HORVATH