WIEN. Seit Oktober 2024 verbindet der „Austria Shuttle“ das KV-Terminal in Wels viermal wöchentlich mit dem Hafen Lübeck. Der Bahnservice ermöglicht den Nutzern die besonders umweltfreundliche Durchführung von Transporten entlang der Achse von Südosteuropa bis nach Norddeutschland, Skandinavien, Finnland und in die drei baltischen Staaten. Er gründet auf einer Kooperation zwischen der ÖBB Rail Cargo Group (RCG) für konventionelle Wagenladungen und der European Cargo Logistics GmbH (ECL) für intermodale Sendungen. Letztgenanntes Unternehmen vermarktet die intermodalen Kapazitäten an Speditionen und Logistikdienstleister.
Unter dem aktuellen Namen besteht die ECL seit dem Jahr 1999. Ihr Vorgängergesellschaft wurde im Juli 1970 als Spezialist für die Importabfertigung und Weiterleitung von nordeuropäischen Papier-/Forstprodukten auf dem europäischen Festland gegründet. Heute gliedert sich die Geschäftstätigkeit in die drei etwa gleich großen Segmente für Papier-/Forstproduktelogistik. Spedition per Lkw, Bahn und Schiff sowie Intermodale Verkehre. Die 40 Mitarbeitenden bewegen rund eine Million Tonnen Stückgut per Lkw und Waggons im Jahr. Das intermodale Aufkommen von 35.000 Trailern, Wechselbrücken und Containern in 2024 verteilt sich auf die Verbindungen von Lübeck nach Verona, Mailand, Wels, Ludwigshafen, Duisburg – meist kombiniert mit Fährbuchungen ins Baltikum und Skandinavien.
Mit ihrem Fokus auf umweltfreundliche Logistiklösungen trifft die European Cargo Logistics GmbH den Zeitgeist. Dabei profitiert das Unternehmen mit zuletzt 33 Mio. EUR Jahresumsatz von der starken Verankerung im Lübecker Hafen. Von hier bestehen hochfrequente Verbindungen zur See von und nach Südschweden (Malmö, Trelleborg), Finnland (Hanko, Helsinki, Turku) und in die drei baltischen Staaten. Darüber hinaus werden zahlreiche weitere Häfen in Nordschweden und Nordfinnland angebunden. Das ECL-Team verknüpft die Seeverkehre am Skandinavienkai mit den Bahntransporten auf den Nord-Süd-Korridoren. Das Ergebnis sind umweltfreundliche Transportlösungen mit kurz gehaltenen Laufzeiten – auch zwischen Norddeutschland und Österreich. Existierende Anschlussverkehre der RCG eröffnen Optionen zur Bedienung der Länder Ungarn und Türkei (wahlweise über Budapest oder Triest).
ECL-Geschäftsführer Jörg Ullrich und OliverSchuhbauer, Leiter Intermodal des Unternehmens, denken schon weiter. Das Duo hat Pläne für die Ergänzung des bestehenden intermodalen Netzwerks um Verbindungen von und nach BeNeLux und Zentraleuropa. Auf diesen derzeit stark von Straßentransporten geprägten Relationen vermuten sie Potenzial für die Verlagerung von Verkehrsströmen auf die Schiene. Das gilt auch für den „Austria Shuttle“, der sich laut Jörg Ullrich vor allem bei den traditionellen KV-Nutzern etabliert hat. Es gebe aber noch freie Kapazitäten für Ladungen zu Zielen in Norddeutschland, Schweden, Finnland, Estland, Lettland und Litauen, räumt der ECL-Geschäftsführer im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung ein.
Auch deshalb lädt Jörg Ullrich die Vertreter der kleinen und mittelständischen Speditionen ein, „unser Produkt einmal zu testen“. Wer immer Bedarf an Transportlösungen mit geringen CO2-Emissionen habe, lande beim „Austria Shuttle“ an der richtigen Adresse, verspricht Oliver Schuhbauer. Wobei die ECL-Verantwortlichen – wie bereits erwähnt – weiträumiger denken. Für sie könnte Wels in Zusammenarbeit mit der ÖBB Rail Cargo Group als Drehscheibe für Südosteuropa dienen. Gerade jetzt, wo der Lkw-Frachtraum auf den Nord-Süd-Korridoren wieder knapper wird, sollten Speditionen und Logistikdienstleister daraus einen Nutzen ziehen.
