Adria Transport streckt die Fühler über die Grenzen Sloweniens hinaus

Die slowenische Güterbahn Adria Transport hat im Jahr 2018 den Anteil der in Eigentraktion durchgeführten Verkehre gesteigert. Allerdings konnten durch die knapp zweimonatige Streckensperre in Spielfeld weniger Güterzüge von Koper direkt in die Steiermark abgewickelt werden. Trotzdem steht der neue Vectron im Dauereinsatz.

Adria Transport streckt die Fühler  über die Grenzen Sloweniens hinaus Bild: Noch sind dem Vectron Einsätze von Koper bis in das Cargo Center Graz versagt.

KOPER. Der slowenische Markt für Gütertransporte auf der Schiene wird vielfältiger. Teilten sich bisher drei Bahngesellschaften den Kuchen, so hat die Regierung in Ljubljana kürzlich grünes Licht für die Zulassung von drei bis vier weiteren Anbietern gegeben. Diese erwartet ein alles andere als leicht zu bearbeitendes Umfeld. Slowenien ist nicht unbedingt das, was man sich unter einem Eldorado für die internationale Bahnlogistikbranche vorstellt. Für ein starkes und nachhaltiges nationales Geschäft fehlen die industriellen Leitbetriebe. Die wenigen lokalen Produzenten mit größeren Transportmengen auf der Schiene im Wareneingang und –versand werden mehrheitlich vom „Platzhirschen“ SZ Cargo bedient.

„Slowenien ist in der in Bahnlogistik noch mehr Transitland als Österreich“, sagt Andreas Mandl im Gespräch mit der Zeitschrift LogEASTics. Seine Erfahrungen in dem Land gründen auf der gemeinsam mit Alen Kramberger ausgeübten Funktion als Geschäftsführer der Adria Transport d.o.o. mit Sitz in Koper. Die 2005 gegründete und seit über zehn Jahren operativ tätige private Bahngesellschaft, deren Anteile zu je 50 Prozent von der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) und dem Luka Koper d.d. gehalten werden, ist Spezialist für die Traktion von Ganzzügen auf den Verbindungen zwischen dem slowenischen Seehafen und dem zentaleuropäischen Hinterland.

Im Jahr 2018 hat Adria Transport 1.795 Güterzüge bewegt, davon alleine 703 Verkehre auf der Verbindung in das Cargo Center Graz (CCG). „Wir bewältigen auf der Steiermark-Achse bis zu neun Containerzug-Rundläufe pro Woche“, entnimmt Andreas Mandl seinen Aufzeichnungen. Außerdem bedient das Unternehmen im Segment Container regelmäßig die Verbindungen von Koper zur ungarischen Grenze in Hodos. Weitere relevante Geschäfte sind die Neuwagentransporte im Auftrag von Hödlmayr Logistics International und Gefco sowie die Transitzüge mit Agrargütern aus Ungarn und Rumänien via Kroatien und Slowenien nach Italien.

Wenn sich Andreas Mandl in Slowenien etwas wünscht, dann ist das der rasche Ausbau der Schieneninfrastruktur. Konkret schweben ihm Neubaustrecken mit 25 Kilovolt 50 Hertz Bahnstrom und ECTS-Steuerung vor Augen. Dem Status quo liegt die vor 60 Jahren errichtete Bahnstrecke zum Hafen Koper zugrunde, die seither bestenfalls eine regelmäßige Instandhaltung durchlaufen hat, dabei aber weder erweitert noch weitreichend modernisiert wurde. Der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Koper und Divaca stellt seit Jahren ein Nadelöhr für die Containerzüge dar, dessen Beseitigung für 2025 in Aussicht gestellt wird. Außerdem gibt es in dem Land zu wenig Kreuzungsbahnhöfe, und das beeinträchtigt die Zuglängen. „Wir operieren in Slowenien mit maximal rund 540 Meter langen Zügen“, stellt Andreas Mandl fest. Bei der ebenfalls von ihm gemanagten LTE-group kommen auf den innereuropäischen Relationen Ganzzüge mit 650 Meter Länge zum Einsatz. Aus dem Delta resultiert bei den Neuwagentransporten der Verlust von Stellplätzen für bis zu 30 neue Autos und im Segment Container von 4 bis 12 TEU pro Abfahrt. Das ist ein gravierender Nachteil im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Züge, aber davon sind alle Güterbahnen gleichermaßen betroffen. Zu spüren bekommt das auch der neutrale Bahnoperateur für die Shuttleverkehre entlang der Achse von Koper nach Wunschuh v. v., sprich das Cargo Center Graz.

Seit dem Kauf des ersten Siemens Vectron im Frühjahr 2018 gehören zum Fuhrpark der Adria Transport d.o.o. vier Elektrolokomotiven und zwei Triebfahrzeuge mit Dieselantrieb. Das Einsatzgebiet der modernen E-Loks ist – hervorgerufen durch die Achslast-Obergrenze von 20 Tonnen auf den Teilstrecken zur österreichischen Grenze in Spielfeld und zum ungarischen Grenzbahnhof in Hodos – begrenzt. So kommt es, dass die Containerzüge entweder durchgängig von den Diesellokomotiven gezogen werden oder die Maschinen mit Elektroantrieb und 22,5 Tonnen Achslast in Spitzenzeiten mit hohem Aufkommen den Shuttleverkehr auf der Steilstrecke von Koper nach Ljubljana übernehmen.

Dieses Szenario sähe Andreas Mandl lieber heute als morgen beseitigt. Bei Adria Transport betreuen schon jetzt slowenische Lokführer mit deutschen Sprachkenntnissen durchgängig die Strecke Koper – Cargo Center Graz und retour. Dabei tritt in Österreich die Schwestergesellschaft LTE als betriebsführende Bahngesellschaft auf. Für den auf Ganzzugverkehre über zwei bis fünf Grenzen von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer spezialisierten Anbieter war 2018 ein erfolgreiches Jahr. Aus der Abwicklung von 12.200 Zügen mit 7,54 Mio. Nettotonnen Transportvolumen und 7,8 Mio. Kilometer Fahrtstrecke ergab sich ein Umsatz in Höhe von 123 Mio. Euro. Die 403 Mitarbeitenden beider Unternehmen (Adria Transport und LTE-group) an Standorten in neun europäischen Ländern sollen im laufenden Jahr eine Ergänzung durch eine Niederlassung in Bulgarien erhalten, was der LTE-group den Leitungsweg bis zur türkischen Grenze eröffnen würde.

JOACHIM HORVATH

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