Angenommen, ein Nachbarland wird von der Corona-Krise hart getroffen und die Grenze muss geschlossen werden – bei welchen Lebensmitteln könnte es dann zu Lieferschwierigkeiten kommen? Welche Konsequenz hat das Abriegeln einer bestimmten innerösterreichischen Region für die Verfügbarkeit der dort produzierten oder gelagerten Produkte? Diese Fragen stellen sich im Zuge einer Pandemie immer wieder. Entscheidungsträger benötigen dann rasch Antworten, um geeignete Maßnahmen setzen zu können.
Dafür hat Fraunhofer Austria im Rahmen der Tätigkeit im Covid-19 Future Operations Clearing Board und in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Lebensmittelhandel nun ein Tool entwickelt, mit dem sich Fragen dieser Art innerhalb von Sekunden beantworten lassen. Das „Fraunhofer Austria PRESIDE Dashboard“ unterstützt die Ministerien mit notwendigen Informationen.
Basis der Visualisierung sind Handelsdaten verschiedener Unternehmen, die die ForscherInnen von Projektpartnern wie dem Lebensmittelgroßhändler Kastner erhielten. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Echtdaten aus der Lieferkette des Unternehmens für selbstständige Kaufleute und die Daten des Bio-Fachhandels.
„Dank dieser Kooperationen können wir in unserem Dashboard Warenströme visualisieren und sofort sehen, welche Produktgruppen aus welchen Regionen geliefert werden. Die Antworten auf wesentliche Fragen der Grundversorgung sind jetzt nur noch wenige Klicks entfernt“, erklärt Big Data Experte Philip Ramprecht von Fraunhofer Austria.
Entscheidungsträger aus den Ministerien können so die Auswirkungen jeder potenziellen Grenzschließung oder Quarantänemaßnahme auf die Grundversorgung vorab von den Experten von Fraunhofer Austria visualisieren lassen. „Nennen Sie uns eine beliebige Region, und wir sagen Ihnen innerhalb von Sekunden, welche Produktgruppen betroffen sind, wenn diese Region abgeriegelt wird, und um welche Produktmengen es geht,“ sagt Rainer Pascher, Leiter der Gruppe Digitale Logistik und Automatisierung bei Fraunhofer Austria.
Aber nicht nur die Politik profitiert von diesen Auswertungen. Fraunhofer Austria stellt das Tool auch denjenigen Partnern zur Verfügung, die das Team mit Rohdaten versorgen. So können die Betriebe noch besser selbst auf drohende Lieferengpässe reagieren und rechtzeitig alternative Lieferanten beauftragen, sodass die Regale immer gut gefüllt bleiben.
Das Tool, dessen Entwicklung vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds im Rahmen des Projekts PRESIDE – „PRognosemodellE zur SIcherung der DaseinsvorsorgE“ unterstützt wurde, stellt sicher, dass im Krisenfall jetzt jederzeit schnell regiert werden kann. Sollte es zu einer zweiten Infektionswelle kommen, sei es in Österreich oder in Nachbarländern, steht das Dashboard für den sofortigen Einsatz bereit.
Hygiene Austria LP GmbH gelingt ein „Raketenstart“
Erweiterung des Produktsortiments schafft in Zeiten der Krise rund 100 weitere Arbeitsplätze in Niederösterreich
Erst vor zwei Wochen hat die neu gegründete Hygiene Austria LP GmbH die Produktion von Mund-Nasen-Masken in Wiener Neudorf, aus einem Zusammenschluss der Lenzing AG und der Palmers Textil AG, verlautbart. Nun kann das Produktsortiment um FFP2-Masken erweitert werden. Im Rahmen eines Werksbesuches durch Bundesministerin Margarete Schramböck, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger und Bürgermeister von Wiener Neudorf, Herbert Janschka, zogen die Geschäftsführer der Hygiene Austria gemeinsam eine erste positive Zwischenbilanz.
„Das mediale Echo war enorm und binnen weniger Stunden haben sich zahlreiche Unternehmen bei uns gemeldet, um Bestellungen in Millionen-Höhe zu ordern“, berichtete Stefan Doboczky, CEO der Lenzing AG. Mit unseren Maschinen können derzeit 12 Mio. Stück Mund-Nasen-Masken pro Monat produziert werden, wobei in einer weiteren Ausbaustufe rund 25 Mio. Stück produziert werden. „Die Lieferzeiten betragen wenige Tage und die Verfügbarkeit ist aufgrund der hohen Tagesproduktion stets gewährleistet“, so Tino Wieser, Vorstand der Palmers Textil AG.
Die Hygiene Austria hat anfänglich ihren Betrieb mit der Produktion von medizinischen Mund-Nasen-Masken (z.B. OP-Masken) begonnen. In einem weiteren Schritt wurde eine zusätzliche Maschine angeschafft, um partikelfiltrierende Halbmasken (FFP2-Masken) herstellen zu können. Diese befindet sich gerade am Weg zum Werk. Die Produktion der FFP2-Masken kann somit Mitte Mai starten.
Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise haben sich zwei erfahrene Unternehmen zusammengeschlossen, um einen richtungsweisenden Startschuss für das neue Gewerbegebiet „Öko-Park“ zu setzen. „Etwas in dieser Zeit und in der jetzigen Situation Besseres und Wichtigeres hätte Wiener Neudorf nicht passieren können“, zeigt sich Bürgermeister Herbert Janschka stolz über die erfolgreiche Entwicklung der Hygiene Austria.