KALSDORF. Es hat einen guten Grund, warum GLS Austria seine Fahrer hegt und pflegt. Das Unternehmen hat den Anspruch, „Qualitätsführer in der Paketlogistik“ zu sein. Dafür braucht es zufriedene und zuverlässige Transportpartner, sowohl bei den Hauptläufen als auch in der Feinverteilung. Deren Fahrer stehen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit unter einem enormen Zeitdruck. Das kann ihnen niemand abnehmen. Umso größere Bedeutung besitzt das Umfeld, in dem sie ihren Job ausüben. Diesbezüglich herrschte am Hauptstandort in der Steiermark seit Jahren akuter Handlungsbedarf. Der Depotstandort in Unterpremstätten bei Graz arbeitete kapazitätsmäßig am Limit – und es fehlten zeitgemäße Sozialräume für die Mitarbeiter und Fahrer.
Seit November 2019 ist alles anders. Das neue Depot in Kalsdorf bei Graz (vgl. Kurzbericht S. 4) wurde nach modernsten Standards errichtet. Es wird begleitet von einer Strategie, deren Fokus auf die qualitativ hochwertige Bedienung der B2B-Kunden gerichtet ist. Ihr Anteil am Österreich-Jahresaufkommen beträgt 70 Prozent. Für das B2C-Geschäft wurde ein System mit allen erdenklichen Spezialfunktionen wie zum Beispiel der FlexDeliveryService oder ein ausgefeiltes Retouren-Konzept eingeführt. Nicht zu vergessen die rund 700 Paketshops im Bundesgebiet, deren Netzwerk in den nächsten Jahren auf bis zu 1.000 Stationen verdichtet werden soll.
Die Business-Kunden, darunter die Logistikdienstleister DB Schenker, cargo-partner und Schneckenreither, erwarten ein hohes Maß an Zustellqualität. Prok. Christian Schöninger, District Operations Manager Austria, führt das im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung auf zweierlei Faktoren zurück. Demnach profitiert das Unternehmen einerseits von den Paketshops als alternative Zustelladressen bei Umverfügungen. Andererseits trägt die faire Behandlung der Fahrer Früchte. Durch ihre langjährigen Einsatzzeiten auf festen Touren entstehen Vertrauensverhältnisse mit den Kunden. Daraus ergibt sich eine Wertschätzung, die oft in Neugeschäften im Bereich des Warenversandes mündet.
GLS Austria ist seit 28 Jahren in der Paketlogistik tätig. In dieser Zeit wurde ein Netzwerk mit dem HUB in Ansfelden bei Linz und zehn Depotstandorten etabliert. Das System als solches befindet sich laut Unternehmensangaben auf dem neuesten Stand der Technik und bietet Kapazität für die angestrebten Mengensteigerungen. Dabei bewegt der private Paketdienst in der Zustellung rund 60 Prozent österreichische Sendungen und kommen 40 Prozent der Pakete aus dem Ausland. Mit der B2B-Strategie hat GLS Austria in den letzten Monaten einige Akquisitionserfolge erzielt. Im ausgehenden Verkehr ab Österreich besetzt das Unternehmen dank der Zollkompetenz der Mitarbeitenden in Vorarlberg eine starke Position auf der „Tradelane“ Schweiz.
Dem stetig wachsenden Umweltbewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung – darunter auch bei vielen B2B-Kunden – trägt GLS Austria mit nachhaltig konzipierten Depotstandorten und mit dem Einsatz von ersten E-Fahrzeugen und Lastenfahrrädern in den innerstädtischen Ballungsgebieten Rechnung. Christian Schöninger kann sich auch die Einführung von Erdgas-Lkw und LNG-Transportern vorstellen. Allerdings müsste da auch die Politik mit einer Mautbefreiung mitspielen, so wie das in Deutschland der Fall ist. Denn noch schlägt die Anschaffung eines LNG-Lkw mit zumindest 30.000 Euro Mehrkosten im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug zu Buche, und diese Diskrepanz lässt sich am hart umkämpften Paketlogistikmarkt unmöglich mit Preisaufschlägen hereinspielen.
JOACHIM HORVATH