Großes Österreich-Interesse im Überseehafen Rostock

Der Überseehafen Rostock positioniert sich in Österreich, Zentral- und Südosteuropa als Gateway für Transportlösungen von/nach Skandinavien. „Auf unseren Korridoren gibt es noch freie Bahntrassen“, lautet die zentrale Botschaft des Managements, die bei LKW Walter und bei der Rail Cargo Group bereits angekommen ist.

Großes Österreich-Interesse  im Überseehafen Rostock Bild: Im Überseehafen Rostock beherrscht man die schnelle Abfertigung der Fährverkehre und RoRo-Dienste.

ROSTOCK. Eines muss man den Verantwortlichen im Überseehafen Rostock lassen: Sie bemühen sich ernsthaft um die Akquise von neuen Ladungsströmen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk bei den potentiellen Kundenkreisen in Süddeutschland, Österreich, Italien und Südosteuropa. Ihnen ruft sich der Standort als universelle Drehscheibe für Transportkonzepte mit Ausgangs- oder Zielorten in den Wirtschaftsräumen Skandinavien und Baltische Staaten in Empfehlung. Daran geknüpft ist die Zielsetzung, die Ladungen aus besagten Regionen nach Möglichkeit in Form von Ganzzügen zu empfangen, um sie dann mit den Fährdiensten und RoRo-Services der Reedereien DFDS, Scandlines, Stena Line oder TT-Line weiter in den Norden zu verschiffen. Wobei dieses Konzept natürlich auch in der umgekehrten Richtung zur Verfügung steht.

Für Jens Scharner erfüllt der Überseehafen Rostock alle erdenklichen Anforderungen der Großkunden. „Es gibt hier einen Terminal für den Kombinierten Verkehr mit Kapazitätsreserven in Verbindung mit freien Bahntrassen nach Zentral-, Süd- sowie Südosteuropa. Unser Korridor ist noch nicht überlastet“, stellt der Geschäftsführer der Rostock Port GmbH im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung fest. Das Unternehmen im Eigentum des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und der Hansestadt Rostock ist die Besitzgesellschaft des viertgrößten deutschen Seehafens. In dieser Funktion pflegt sie gute Kontakte mit den auf die Erbringung von Umschlag- und Logistikdiensten spezialisierten privaten Partnerfirmen.

„Wir leben in der Peripherie. Es gibt hier keinen großen Absatzmarkt und wenig Industrie“, erklärt Jens Scharner die Ausgangslage im Überseehafen Rostock, der schon zu DDR-Zeiten ein Tor zur weiten Welt war. Aus dieser Ära stammen die guten Autobahn- und Bahnanbindungen in das Hinterland. Zu ihnen gesellte sich in den Jahren nach der Wende die Erkenntnis, dass sich der Standort am Markt als Universalhafen mit Mehrwertdiensten positionieren muss. Genau das wurde in den letzten Jahren intensiv getan. Das Ergebnis ist ein Seehafen mit aktuell 47 Liegeplätzen mit angeschlossenen Terminals für den Kombinierten Ladungsverkehr mit einer Jahreskapazität für 120.000 ITE (intermodale Transporteinheiten) und für die Abfertigung der RoRo-Dienste. Außerdem wird hier der Umschlag von Getreide, Düngemitteln, Papier, Zellstoff und Zement betrieben.

Zu den Besonderheiten im Überseehafen Rostock gehört die Bahnfähre der Stena Line von und nach Trelleborg in Südschweden, von der seit dem Frühjahr auch die Güterbahnen Rail Cargo Group und Green Cargo im Rahmen eines Gemeinschaftsproduktes Gebrauch machen. Außerdem steht ein Schwerlastkran mit bis zu 1.600 Tonnen Tragfähigkeit der Firma Liebherr kurz vor der Inbetriebnahme. Gemeinsam mit der Schwerlasttrasse für den Schienengüterverkehr eröffnet das dem Standort neue Optionen bei der Abfertigung von Import- und Exportgütern mit hohen Stückgewichten. Dementsprechend groß sind die Erwartungen der Verantwortlichen für das Hafenmanagement. „In diesem Zusammenhang wäre für uns die geplante Seekanal-Vertiefung von aktuell 14,5 Meter auf 16,5 Meter von großer Wichtigkeit“, bemerkt Jens Scharner.

Aus der Sicht des Rostocker Hafenmanagements gibt es in Österreich zahlreiche Unternehmen mit starken Exportgeschäften nach Skandinavien. „Auch in der Gegenrichtung bewegt sich einiges“, berichtet Jens Scharner. Einen großen Beitrag dazu leistet die Transportorganisation LKW Walter, deren Trailer für den Kombinierten Ladungsverkehr Straße-Schiene die Szenerie am UKV-Terminal im Hafen Rostock prägen. Ihre Bahnverkehre verbinden Rostock regelmäßig mit Wuppertal, Lovosice, Brno (beide in Tschechien), den italienischen Stationen Cervignano und Verona sowie mit Curtici in Rumänien. Man sei stolz über die gute Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen und sehe damit den Beweis für das hohe Leistungsvermögen erbracht, betonen die Verantwortlichen im Überseehafen Rostock. Ungeachtet dessen besteht großes Interesse an Kooperationen mit weiteren österreichischen Unternehmen.

JOACHIM HORVATH

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