Cosco Shipping Lines setzt weiter auf starke Kundenorientierung

Drei Jahre sind seit der Fusion von Cosco Container und China Shipping Lines zur Cosco Shipping Lines vergangen. Seither wurde mit der Integration der Reederei OOCL und mit dem Aufbau von Bahnkorridoren in Europa der globale Fußabdruck deutlich gefestigt. Auch die Stärkung der lokalen Präsenz in Zentraleuropa geht weiter.

Cosco Shipping Lines setzt weiter auf starke Kundenorientierung Bild: Trotz des finanziellen Engagements in Piräus besitzt der Hafen Hamburg für Cosco Shipping Lines unverändert einen hohen Stellenwert.

PRAG. Droht die Arbeitsteilung in der globalen Seefrachtindustrie über Bord zu gehen? Falls dem so ist, kann man diese Entwicklung den Containerreedereien zum Vorwurf machen? Diese und ähnliche Fragen haben in letzter Zeit einige Besucher von Büros der internationalen Containerreedereien beschäftigt. Vorausgegangen waren dem in den meisten Fällen Präsentationen über die aktuellen Entwicklungen in der Linienschifffahrt im Allgemeinen und über die neuen Strategien der führenden Akteure in diesem Marktsegment im Speziellen. So groß kann ein einzelner Anbieter in diesem Industriezweig nämlich gar nicht sein, als dass er sich den Bedürfnissen seiner „Key Accounts“ entziehen könnte.

In der Zentrale der Cosco Shipping Lines (Central Europe) s.r.o. bekommen Gäste einen guten Eindruck von den Veränderungen in der Linienschifffahrt. Im 7. Stock eines modernen Bürogebäudes in der Prager Innenstadt kümmern sich rund 60 Mitarbeitende um die weltweite Abwicklung von Containerfrachten mitsamt den vor- und nachgelagerten Diensten und um verschiedene andere Servicefunktionen. Betreut werden sowohl Kunden aus dem Kreis der internationalen Speditionen als auch Großverlader aus den Branchen Automotive, Consumer Goods, Electronics oder Retail. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich in englischer Sprache.

Luo Zhongming empfängt den Berichterstatter in einem Besprechungsraum gleich neben seinem Büro. Der Managing Director der Cosco Shipping Lines (Central Europe) s.r.o. hat eine Zeit lang in Wien gearbeitet und ist seit drei Jahren in Prag stationiert. Hier steht er an der Spitze einer Organisation mit knapp über 100 Mitarbeitenden an den Standorten in Prag, Bratislava, Wien (15 Beschäftigte), Budapest und Koper. In 2018 hat dieses Team ein Volumen von rund 200.000 TEU abgewickelt und damit den Vergleichswert des Vorjahres um rund 30 Prozent übertroffen. Weiteres Wachstum wird angestrebt. Das gilt auch für den österreichischen Markt, wo die Verantwortlichen der chinesischen Staatsreederei bei den Exporten eine deutliche Verschiebung der Ladungsströme in Richtung der Seehäfen Koper, Triest und Piräus beobachten.

Für Luo Zhongming ist das eine von mehreren gravierenden Veränderungen in der Containerschifffahrt. Der Manager sieht Cosco Shipping Lines gut aufgestellt für die Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen. Das Reedereiunternehmen mit einer Transportkapazität von mehr als 3 Mio. TEU – inklusive der im Vorjahr erworbenen OOCL-Flotte – hat viel getan, um weiter am Puls der Zeit zu sein. Seine Verantwortlichen sind sich des Umstandes bewusst, dass die Kunden heute zwei Dinge besonders schätzen, nämlich stabile Logistikketten und einen funktionierenden „Customer Service“, unterlegt mit zeitgemäßen digitalen Lösungen für den Austausch von Daten und Informationen.

„Wir wollen die Kundenzufriedenheit erhöhen“, lautet eine der Kernaussagen von Luo Zhongming. Dafür verknüpft die chinesische Containerreederei die starke lokale Präsenz in so ziemlich allen Ländern der Welt mit einem vielfältigen Streckennetz, gestützt auf eine moderne Flotte und einem wachsenden Angebot an Hinterlandverkehren auf der Schiene. In dem Unternehmen vertritt man den Standpunkt, dass man die Märkte in Zentral- und Osteuropa nicht von einem Call Center in Indien oder in einem anderen Land mit niedrigen Lohnkosten aus betreuen kann. Außerdem hält man die Stategien der reinen Transportlösungen von Hafen zu Hafen für überholt.

In dieser Hinsicht hat Cosco Shipping Lines in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. So gibt es heute als Ergänzung zu den Seefrachten mehrere Bahnkorridore von und nach Zentraleuropa, bei denen die einzelnen Transportleistungen nahtlos ineinander greifen. Die Schienengüterverkehre starten und enden in Piräus, Koper, Hamburg, Bremerhaven und Gdansk. Sie ermöglichen der Reederei die Bereitstellung von jenen End-to-End-Services, die sich bei gewissen Speditionen und Direktkunden einer steigenden Wertschätzung erfreuen. Darüber hinaus dienen sie teilweise zur Positionierung von Leercontainern – etwa von Ungarn oder der Slowakei nach Österreich.

Auch in Asien macht die chinesische Staatsreederei ihre Hausaufgaben. Dabei kommt ihr einerseits die starke Position am Heimmarkt zugute, wo eine wachsende Zahl von Industriebetrieben die Produktionsstätten in Provinzen abseits der teuren Küstenregionen verlagert. Dadurch entsteht eine verstärkte Nachfrage nach Verschiffungen am Pearl River und am Yangtze River, wo die Cosco Shipping Lines eine herausragende Position einnimmt. Andererseits wurden interkontinentalen Fahrpläne dahingehend optimiert, dass sie abgesehen von China, Singapur, Südkorea, und Japan auch die im Aufschwung befindlichen Industriezentren in den Ländern Vietnam, Kambodscha und Bangladesch in einer großen Vielfalt bedienen.

In Zentaleuropa schreitet die Etablierung von Piräus als Drehscheibe für schnelle Transporte per Seefracht von/nach Ost- und Südostasien weiter voran. Im Jahr 2018 wurden hier 4,8 Mio. TEU umgeschlagen und begleitend dazu die Arbeiten für die Modernisierung des Bahnkorridors nach Ungarn, Österreich, Slowakei und Tschechien forciert. „Wir betreiben von Piräus ausgehend aktuell vier Liniendienste in der Woche nach Asien“, erläutert Luo Zhongming im Gespräch mit der Zeitschrift LogEASTics. Dem gegenüber stehen wöchentlich zehn Rundlauf-Verkehre auf der Schiene, die bei den zentraleuropäischen Exporteuren immer besser ankommen. Dadurch bedingt sehen die Strategen der Cosco Shipping Lines gute Chancen für die Fortsetzung der Wachstumsdynamik in den letzten Jahren gegeben.

JOACHIM HORVATH

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