Europas Güterbahnen verlieren immer mehr Marktanteile

Der Schienengüterverkehr auf dem alten Kontinent fährt auf der Kriechspur. 2023 lag der Modal-Split bei nur noch 16,4 Prozent.

Europas Güterbahnen verlieren immer mehr Marktanteile Bild: AdobeStock

Der europäische Schienengüterverkehr (SGV) steckt in einer hartnäckigen Krise, die durch globale politische Zerwürfnisse, Veränderungen im Welthandel und strukturelle Schwächen der Branche ausgelöst ist. Zu den Hauptursachen zählen die rückläufige Nachfrage nach traditionellen Gütern wie Kohle, Stahl und Chemie, eine unzureichende Digitalisierung der Infrastruktur sowie der zunehmende Druck durch die EU-Wettbewerbspolitik. Das stellt die Strategische Unternehmensberatung SCI Verkehr in ihrer jüngsten Studie fest.

Trotz eines Anstiegs im Verkehrsvolumen hat der SGV in den letzten Jahren etwa 2,5 Prozentpunkte an Marktanteil eingebüßt. Im Jahr 2023 lag der Modal Split bei nur noch 16,4 Prozent. Selbst bei günstigen wirtschaftlichen Bedingungen prognostiziert die SCI-Studie nur ein durchschnittliches Wachstum von 1,3 Prozent pro Jahr bis 2030.

Die Güterverkehrssparten der europäischen Staatsbahnen stehen unter Druck, da sie auf chronisch unterfinanzierten Schienen operieren und gleichzeitig die strengen Anforderungen der EU-Wettbewerbshüter erfüllen müssen. Zudem belasten geplante Infrastrukturmaßnahmen, wie Ausbau und Erneuerung, den Güterverkehr.

Das gilt insbesondere für Deutschland. Dort schwächen Baustellen und kostentreibende Umleitungen die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Straße erheblich.

Im Kombinierten Verkehr zeigt sich ein differenziertes Bild: Für 2024 erwartet SCI Verkehr eine Erholung um 4,7 Prozent, nachdem im Vorjahr noch ein Rückgang von 7,3 Prozent verzeichnet wurde.

Diese positive Entwicklung wird vor allem durch Containerverkehre aus Osteuropa und militärische Transporte getragen, erreicht jedoch nicht die früheren Wachstumsraten von rund 2 Prozent pro Jahr. Branchen wie Stahl, Chemie und Automobil stehen zudem unter erheblichem Transformations- und Energiekostendruck.

Langfristige Großprojekte wie die Digitale Automatische Kupplung (DAK) oder ERTMS/ETCS erfordern vor allem Investitionen, während kurzfristige digitale Lösungen wie Terminalautomatisierung und Personaldisposition bereits Effizienzgewinne bringen können. Diese Technologien haben das Potenzial, Kapazitäten zu erhöhen, Ressourcen zu schonen und die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs nachhaltig zu verbessern.

www.sci.de

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