„Der Logistikstandort Österreich hat zu viele offene Baustellen. Wenn wir uns auf unseren von der Weltbank verliehenen Lorbeeren ausruhen, verschlafen wir unsere Zukunft“, warnte Mag. Wolfram Senger-Weiss, Präsident im Zentralverband Spedition & Logistik, am 5. September in einem Pressegespräch. Daran geknüpft war der Appell, Österreich als führenden und hocheffizienten Logistik-Standort im Wirtschaftsraum Zentral- und Osteuropa zu positionieren.
Während die heimische Logistikbranche international erstklassige Noten bekomme, müsse die Politik umgehend rechtliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen zur Zukunftssicherung schaffen. Dabei sollte der Fokus auf die Digitalisierung und die Entwicklung einer intelligenten Infrastruktur gerichtet werden, die wesentlich mehr Kapazitäten schaffen würde. „Außerdem muss dringend mehr für die Ökologisierung getan und das Zollwesen wettbewerbsgerechter gestaltet werden“, fordert der Zentralverband in seinem „Masterplan Logistik 2025“.
Die Weltbank hat Österreich im Logistics Performance Index 2018 an die weltweit viertbeste Stelle gereiht. Wolfram Senger-Weiss: „Das ist sehr erfreulich, aber keine Garantie für morgen. Wir müssen jetzt Entscheidungen im Interesse von Wirtschaft und Konsumenten treffen und damit die Weichen für die nachhaltige Stärkung unserer Wettbewerbsposition in Europa stellen.“
Der Zentralverband Spedition & Logistik hat im „Masterplan Logistik 2025“ die Herausforderungen und Lösungen für einen wettbewerbsfähigen Logistikstandort Österreich definiert. Dazu zählen:
-) Österreichs Chance als Logistikdrehscheibe zwischen Westeuropa, Osteuropa und Asien nutzen
-) Stärkung Österreichs im wachsenden E-Commerce-Sektor
-) Förderung innovativer und umweltfreundlicher Logistiklösungen
-) Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige analoge und digitale Infrastruktur
-) Einrichtung von Logistikbeauftragten in den Bundesländern
-) „Austrian Logistics“ als Beitrag zu Qualitätssicherung und Standort-Marketing
Wolfram-Senger Weiss: „Niemand wartet auf Österreich. Es ist wichtig, dass wir jetzt handeln, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern. Nicht nur mit den besten Unternehmen und den besten Mitarbeitern, sondern auch durch die entsprechenden Rahmenbedingungen.“
Voraussetzungen dafür sind laut Zentralverband Spedition & Logistik insbesondere eine einfachere Zollabwicklung und die Zulassung der direkten Stellvertretung für das Zollverfahren 42. Dieses österreichische Unikum der persönlichen Haftung von Zollspediteuren und ihren Mitarbeitern bei Abgabenschulden von Auftraggebern müsse wegfallen. Die aktuelle Kriminalisierung von Zolldeklaranten mache die Anwerbung von qualifiziertem Nachwuchs nahezu unmöglich und verringere die Attraktivität des Logistikstandortes, erläuterte Wolfram Senger-Weiss.
Der Logistikstandort Österreich steht für 11.000 Spediteure, Transport‐, Umschlag‐, Lager‐, Logistik‐ und Technologie-Anbieter mit 160.000 unmittelbar Beschäftigten, einem direkten erwirtschafteten Umsatz von 33,6 Mrd. Euro und einer direkten Wertschöpfung in Höhe von 8,6 Mrd. Euro.