HARTBERG. Bald startet in der Gewerbezone in St. Johann in der Haide im Bezirk Hartberg ein großes Bauvorhaben. Bis Sommer 2020 entsteht auf einem 120.000 m² großen Areal die neue Firmenzentrale der Ringana GesmbH. Das 1996 von Ulla Wannemacher und Andreas Wilfinger gegründete Unternehmen verzeichnet ein atemberaubendes Wachstum. Die Bandbreite liegt zwischen 18 und 48 Prozent im Jahr. In 2018 hat der Umsatz um mehr als 38 Prozent auf 80 Mio. Euro zugelegt, wobei diese Entwicklung von einer Erhöhung des Personalstandes um 70 Beschäftigte auf momentan rund 250 Mitarbeitende begleitet wurde. Das hört sich toll an, lässt sich aber nur mit einer ständigen Anpassung der Prozesse und Strukturen bewältigen.
Dazu kommt bei der Ringana GesmbH erschwerend die Tätigkeit im Marktsegment für die Frischekosmetik hinzu. Das Unternehmen verarbeitet am derzeitigen Firmensitz in Hartberg ausschließlich frische und hochantioxidative Wirkstoffe zu qualitativ hochwertigen Kosmetikerzeugnissen für die Gesichts-, Körper- und Haarpflege sowie Supplements. Das Sortiment umfasst rund 54 Artikel, für die sich in Europa immer mehr Abnehmer finden. Waren bisher Österreich, Deutschland, die Schweiz, Italien und Spanien die größten Absatzmärkte, so wurde das Liefergebiet im Vorjahr nach Frankreich, England und Polen ausgedehnt. Und überall dort, wo die Versandabwicklung mit keinen Verzollungen verbunden ist, bestehen mittelfristig weitere gute Absatzchancen.
Erst im Jahr 2017 hat Ringana das Stammwerk in Hartberg erweitert. Um 7 Mio. Euro sind zusätzliche Produktionsflächen entstanden und wurde die Logistik dahingehend optimiert, dass die Qualitätskontrolle die Inhaltsstoffe jedes einzelnen Produktes rund um die Uhr rückverfolgen kann. „Bei uns ist jeder Abschnitt in der Wertschöpfungskette – von der Beschaffung über die Verarbeitung und Verpackung bis zur Versandabwicklung – auf die Gewährleistung von einzigartiger Frische ausgerichtet“, erklärt Christoph R. Dorn, Leiter Einkauf und Logistik bei Ringana, im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Das gelingt dem steirischen Unternehmen auch deshalb in einer unnachahmlichen Weise, weil es ständig an der Weiterentwicklung und Verbesserung der Produkte arbeitet anstatt sich auf den bisher erworbenen Lorbeeren auszuruhen.
Das geschieht mit einer derartigen Konsequenz, das jetzt der Neubau in St. Johann in der Haide notwendig ist. Ausschlaggebend für die Standortwahl war die Nähe zur Autobahn-Anschlussstelle Hartberg. Denn wer es so wie die Ringana GesmbH im laufenden Jahr im Warenausgang auf ein Transportvolumen von mehr als 1 Mio. Paketsendungen mit Frischekosmetik und Supplements bringt, der ist in hohem Maße auf schnelle Lieferketten angewiesen. Das umso mehr, wenn der CO2-Fußabdruck dabei nicht durch die Decke schießen soll. Dafür sorgt im konkreten Fall die Kombination von sehr effizienten Verpackungen und dem Eigenfuhrpark bestehend aus drei Lkw und acht Wechselbrücken.
Mit den eigenen Fahrzeugen speist Ringana die in Hartberg hergestellten Frischekosmetikartikel direkt in die Verteilzentren der Partnerunternehmen für die nationale Distribution – darunter die Österreichische Post am Heimmarkt und DHL Paket in Deutschland – ein. Davon ausgenommen sind derzeit noch die Lieferungen nach Italien und Polen mit UPS und DPD. Für den Warenversand nach Spanien wurde zum Jahreswechsel ein neues Abwicklungsschema eingeführt. Dabei legen die Pakete den Hauptlauf von Wien nach Barcelona per Luftfracht zurück, von wo aus GLS die nationale Distribution übernimmt. „Damit ersparen wir uns bei annähernd gleich hohen Logistikkosten zwei Tage Laufzeit“, sagt Christoph R. Dorn.
Mit der Anlieferung der Sendungen für die österreichischen und deutschen Kunden in den Paketlogistikzentren der KEP-Dienstleister erzielt Ringana abgesehen vom Zeitgewinn auch ökologische Vorteile. Indem die eigenen Wechselbrücken an den meisten Tagen den Grad der Vollauslastung erreichen, wird kaum Luft durch die Gegend gefahren. Das bezeichnet Christoph R. Dorn als einen wichtigen umweltpolitischen Aspekt, „den wir zu keiner Zeit aus den Augen verlieren“. Das gilt umso mehr, weil das Unternehmen in den meisten Auslandsmärkten noch so klein ist, das sich ihm noch enorme Wachstumschancen eröffnen. Dabei pushen rund 46.000 „Frischepartner“ die Vermarktung, wobei diese Personen im Unterschied zu anderen Anbietern mit einem Direktvertriebsansatz die Ringana-Produkte nicht auf eigenes Risiko kaufen und dann verkaufen müssen.
Dadurch bedingt besteht bei Ringana ein hohes Maß an Direktlieferungen zu den privaten Endverbrauchern. Dafür wünscht sich Christoph R. Dorn allgemein eine weitere Verbesserung der Zustellzeiten, begleitet vom Ausbau der Systematiken im Bereich der Samstag-Zustellungen. Begrüßen würde er außerdem die Verdichtung der Abholstationen-Netzwerke, „weil unsere Kunden heute flexibel entscheiden wollen, wann und wo sie ihre Pakete empfangen“. Diesbezüglich stellt der Logistikleiter des Frischekosmetik-Herstellers der Österreichischen Post ein gutes Zeugnis aus. Das gilt auch für deren App-Lösungen, die den Versand der 400.000 Inlandspakete im Jahr denkbar einfach gestalten. In der Gesamtbetrachtung ergibt das für ihn einen Top-Service, „auch wenn uns andere KEP-Spezialisten schon mit günstigeren Angeboten auf ihre Seite ziehen wollten“.
JOACHIM HORVATH