Kombiverkehr: Qualität auf der Schiene sinkt weiter

Armin Riedl: „Wir erleben in Deutschland einen Baustellenverkehr, in dem der Regelverkehr abgewickelt werden muss“

Kombiverkehr: Qualität auf der Schiene sinkt weiter Bild: Kombiverkehr

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann der Transportanteil der Schiene nicht wie von der Bundesregierung erhofft bis 2030 auf 25 bis 30 Prozent steigen. Davon zeigten sich Robert Breuhahn und Armin Riedl auf der heutigen Gesellschafterversammlung von Kombiverkehr KG in Frankfurt überzeugt, die ansonsten ganz im Zeichen des Unternehmensjubiläums stand: Kombiverkehr feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Prinzipiell halten die beiden Geschäftsführer des europäischen Marktführers im europäischen intermodalen Verkehr eine jährliche Steigerung des Verkehrsaufkommens im Kombinierten Verkehr (KV) von mehr als zehn Prozent bei „marktgerechten Leistungsangeboten“ für möglich. In der Praxis sei es jedoch unrealistisch, solche Steigerungsraten zu erwarten.

Mit rund 170 Shuttlezügen pro Tag hat Kombiverkehr in Europa auch 2018 das größte und dichteste intermodale Netzwerk zur Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene betrieben. Durch die Verlagerung von Lkw-Sendungen auf die Schiene sparte das Unternehmen CO2-Emissionen von mehr als einer Million Tonnen Kohlendioxid ein. Doch die Zahl der transportierten Lkw-Sendungen sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent auf 937.837 (knapp 1,9 Millionen TEU).

„Als europäischer Marktführer können wir uns von der Gesamtentwicklung nicht abkoppeln“, sagte Robert Breuhahn. „Deshalb ist die Entwicklung von Kombiverkehr ein Gradmesser für die Entwicklung des gesamten Marktes.“ Dabei spiegelt die unterschiedliche Entwicklung einzelner Verkehrsachsen laut Breuhahn genau wider, wo es große Probleme auf der Schiene gab und wo weniger.

So führt er den Rückgang von 3,6 Prozent auf 200.000 Sendungen im deutschen nationalen Netz vor allem auf „die erneut unbefriedigende Leistungsqualität von DB Cargo“ zurück. Hier sei eine Pünktlichkeitsquote von weniger als 70 Prozent erreicht worden. In dieser Situation sei es schon zynisch, wenn Tochtergesellschaften der Bahn an der schlechten Leistung der Mutter noch verdienen. „Genau das ist aber der Fall, wenn Terminalbetreiber rigoros Abstellgebühren für Wechselbrücken oder Container verlangen, die aber nur deshalb im Terminal stehen, weil die Züge unpünktlich sind.“

Robert Breuhahn stellte fest, dass sich die Qualität auf der Schiene mittlerweile sechs Jahre in Folge verschlechtert hat. Neben den vielen Baustellen machte er dafür auch Ressourcenprobleme bei den Bahnen verantwortlich. „Es fehlt an Loks und Lokführern und bei den Terminals an Umschlagkapazität.“

Im internationalen Verkehr war das Gesamtbild ähnlich: mit 738.000 Sendungen (1,5 Mio. TEU) wurden 1,7 Prozent weniger Sendungen als im Vorjahr transportiert. Der im Vergleich zum nationalen Verkehr geringere Rückgang ist dabei hauptsächlich zwei Verkehrsachsen zu verdanken: einerseits der mit den nordeuropäischen und baltischen Staaten andererseits der mit Benelux (jeweils ein Plus von 12 Prozent). Auf beiden Achsen ist die Nachfrage weiter gestiegen. 2018 konnten sowohl die Angebote über die Feste Querung als auch über die drei Ostseehäfen Kiel, Lübeck und Rostock ausgebaut werden.

Zwischen Deutschland und Italien, der wichtigsten Transportrelation von Kombiverkehr, sank das Sendungsaufkommen 2018 um 3,4 Prozent. Mit 368.000 Sendungen fährt noch immer mehr als jede vierte Transporteinheit über die Alpen, sei es über Österreich oder über die Schweiz. „Gerade im Österreich-Transit hätten Sektorales Fahrverbot, Blockabfertigung oder Brenner-Maut für einen wahren Boom via Brenner sorgen müssen“, meinte Robert Breuhahn. „Das hatten wir auch erwartet.“

Den Strich durch die Rechnung machten „gravierende Qualitätsprobleme, die nicht nur die Bahnen verursacht haben.“ Umfangreiche Streckensperrungen durch Baustellen und Stürme kamen hinzu. Allein im August war die Hauptroute über den Brenner zwei Wochen komplett gesperrt.

Bisher knüpft das Jahr 2019 nahtlos an die Entwicklung des Vorjahres an. Robert Breuhahn: „Auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurde unsere Verkehrsentwicklung erneut von Streiks, Zugunglücken, überproportional steigenden Baustellentätigkeiten im gesamteuropäischen Schienennetz sowie von Ressourcenproblemen bei den Bahnen beeinflusst.“ Konsequenz sei ein Sendungsminus von rund einem Prozent. Zusätzlich spürte Kombiverkehr im selben Zeitraum konjunkturelle Probleme in der Automobil- und in der Chemieindustrie, wodurch die Auslastung nationaler wie internationaler Züge sank.

www.kombiverkehr.de

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