Die Unternehmen LyondellBasell/Covestro und Tronox haben angekündigt, dass sie ihre Chemiewerke in Rotterdam schließen werden. Diese Entscheidungen sind auch eine Belastung für den Hafen Rotterdam und die Gruppe von Chemieunternehmen im Hafengebiet.
Das Werk von LyondellBasell (PO11) auf der Maasvlakte, das jetzt geschlossen wird, ist eine der neuesten und größten chemischen Anlagen im Hafen, was die Wertschöpfung angeht. Hier stellt das Unternehmen Grundstoffe her, die beispielsweise in Dämmstoffen, Matratzen, Möbeln, Farben, Elektronik, Medikamenten, Lebensmittelverpackungen und Windkraftanlagen verwendet werden.
Tronox ist ebenfalls ein weltweit tätiges Chemieunternehmen. Seit Jahrzehnten werden in Botlek Pigmente für die Farben-, Kunststoff- und Papierindustrie hergestellt. Das Unternehmen ist Teil des eng zusammenarbeitenden Chlor-Clusters. Die Produktion wurde bereits vor Kurzem stillgelegt.
Beide Unternehmen argumentieren, dass die Schließung der Anlagen eine Folge der Marktbedingungen für den Chemiesektor in Europa ist. LyondellBasell spricht von „anhaltendem Druck auf die Rentabilität durch weltweite Überkapazitäten, einem Anstieg der Importe aus Asien und von hohen Kosten der europäischen Produktion“.
Die Port of Rotterdam Authority hat seit langem festgestellt, dass immer mehr Industrien damit zu kämpfen haben. Gemeinsam mit betroffenen Unternehmen und Regierungen wurde wiederholt die Besorgnis über das Investitionsklima für den Chemiesektor in den Niederlanden und Europa zum Ausdruck gebracht.
Der Hafen Rotterdam beherbergt laut eigenen Angaebn den größten Petrochemie-Cluster Europas. Die Unternehmen arbeiten eng miteinander und mit Partnern im größeren Industriedreieck von Rotterdam, Antwerpen und dem Ruhrgebiet zusammen, auf das 40 Prozen der petrochemischen Produktion in Europa entfallen. Die Port of Rotterdam Authority warnt, dass Unternehmenszentralen in der gesamten Region, einschließlich des Rotterdamer Hafens, ihre Präsenz und Investitionen in Europa überdenken.
Die Schließung der Anlagen von LyondellBasell/Covestro und Tronox ist das Ergebnis dieser Entwicklung. Im vergangenen Jahr wurde das Kunststoffwerk von Indorama geschlossen, und zuvor schloss AluChemie in Rotterdam seine Tore. Die Port of Rotterdam Authority sieht nun eine starke Beschleunigung dieser Entwicklungen und fordert die niederländische Regierung erneut nachdrücklich auf, im Rahmen des Frühjahrsmemorandums alles zu tun, was für die Industrie möglich ist.
Die Unternehmen in den Niederlanden haben im Vergleich zu den Nachbarländern und im internationalen Vergleich zusätzliche Belastungen zu tragen, die durch Energiesteuern, Netztarife, die CO2-Steuer, Stickstoffvorschriften, Netzengpässe und Regulierungsdichte verursacht werden. Auch die vorgeschlagene Kunststoffabgabe passt in dieses Bild.
Die Unternehmen in Botlek, einschließlich des Chlor-Clusters, sind in die Ketten der anderen Unternehmen eingebunden und durch unterirdische Pipelines miteinander verbunden. Die Unternehmen nutzen auch die in Botlek ansässigen Logistikdienstleister und Lieferanten. Dies ermöglicht ihnen, effizient zusammenzuarbeiten und zu produzieren. Der Wegfall von Produktionsstandorten wirkt sich daher auf den gesamten Cluster aus.
