WIEN. Jeder Tag bringt ihm etwas Neues. Das gefällt Rene Patek. Daher übt der gelernte Flugzeugtechniker seinen Job mit einer Freude und Einsatzbereitschaft aus, um die ihn viele Menschen beneiden dürften. Dabei kommt ihm der Umstand zugute, dass die Verantwortlichen am Vienna International Airport (VIE) dem Bereich Luftfracht heute einen höheren Stellenwert beimessen. Vor 30 Jahren fanden die Wünsche, Bitten und Anregungen der Mitarbeitenden der Speditionen, Handlingfirmen sowie Cargo-Abteilungen der Fluggesellschaften am Standort selten Gehör. Damals fühlten sich die Branchenvertreter in die Rolle als Bittsteller gedrängt und mussten sich dem Passagierverkehr unterordnen.
„Das hat sich definitiv geändert“, bescheinigt Rene Patek dem Fughafen Wien ein wachsendes Interesse am Luftfrachtgeschäft. Laut der Aussage des Managers Austria und CEE der als Emirates SkyCargo auftretenden Luftfrachtsparte von Emirates Airline hören sich die Gesprächspartner am VIE heute die Argumente der „Cargo Community“ an und leiten dann nach sorgfältiger Prüfung der Sachverhalte die entsprechenden Schritte ein. Aus dieser Vorgehensweise heraus entstand der im Spätherbst 2018 feierlich eröffnet GDP-Terminal, den die Repräsentanten der lokalen Luftfrachtindustrie als eine absolute Bereicherung für die Ausübung ihrer vielfältigen internationalen Geschäftstätigkeiten bezeichnen.
Damit verbunden ist die steigende Bedeutung der Pharmaindustrie für die internationalen Speditionen, Handlingunternehmen und Luftfrachtsparten der maßgeblichen Fluggesellschaften. Allerdings wird diese Entwicklung von den immer strenger gefassten Vorschriften auf dem Gebiet der Temperaturkontrollen und von den zusehends restriktiver gefassten Behördenauflagen begleitet. „Es werden heute extrem hohe Anforderungen im Hinblick auf die Einhaltung und das Monitoring der Temperaturketten gestellt“, spricht Rene Patek aus Erfahrung. Emirates SkyCargo nimmt diesen Trend zum Anlass für die Entwicklung und Umsetzung von durchgehend GDP-zertifizierten Logistiklösungen. Dabei ist als einer der nächsten Schritte die Einführung eines GDP-Korridors auf der Route Wien – Dubai geplant.
Luftfrachttransporte unterstützen viele Industriezweige bei der täglichen Umsetzung ihrer globalen Geschäftsmodelle. „Unsere Branche ist sehr viel schnelllebiger geworden“, bemerkt Rene Patek im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Damit einher gehe der ständige Kostendruck, der alle involvierten Partner zur Vereinfachung der Prozessabläufe zwinge. Das erfordere die ständige Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung. Wer sich der Erfüllung der diesbezüglichen Anforderungskataloge nicht stelle, der könnte schon sehr bald aus diesem Geschäftsfeld gedrängt werden. Man müsse hier durchaus von einem Thema mit existentieller Bedeutung für die einzelnen Anbieter sprechen.
Bei Emirates SkyCargo bewirkt die konsequente Optimierung der Prozesse einen kontinuierlich gleichbleibenden Personalstand am Standort Wien. Die sechs Mitarbeitenden unter der Leitung von Rene Patek bilden ein eingespieltes Team, das den Kunden an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite steht. Nur die Digitalisierung macht die Bewältigung der steigenden Transportmengen möglich. Die Online-Buchungsquote liegt mittlerweile bei ungefähr 40 Prozent, und auch der Einsatz des elektronischen Frachtbriefs AWB erfreut sich wachsender Beliebtheit. Vor allem die jungen Spediteure nutzen regelmäßig die digitalen Lösungen im Bereich Luftfracht, während ihre erfahreneren Kollegen noch auf die persönlichen Kontakte Wert legen.
Emirates SkyCargo bietet von Wien ausgehend jeden Tag 35 Tonnen Luftfrachtkapazität, verteilt auf den Liniendienst am Nachmittag (Airbus A380 mit 15 Tonnen Payload) und den Abendflug mit einer Boeing 777-300ER, die bis zu 20 Tonnen Cargo pro Flug aufnehmen kann. „Die Anfragen für Maindeck-Paletten sind in den letzten Jahren weniger geworden. Daher entsteht von Österreich ausgehend selten ein Bedarf an den Stellplätzen auf den Nurfrachter-Liniendiensten ex Frankfurt, Maastricht, Amsterdam und Brüssel“, reflektiert Rene Patek. Er sieht darin ein klares Anzeichen dahingehend, dass immer mehr Verlader von den Vorteilen der 1,6 Meter hohen Luftfrachtpaletten überzeugt sind.
Für Emirates Sky Cargo bringt das den Vorteil der weltweit einheitlichen Logistikketten mit sich. Jede Paletten- sowie Containersendung von oder nach Wien wird ohne Umladung der Fracht durchgeroutet. Die Grundlage dafür liefert der ausschließliche Einsatz von Großraumjets im gesamten Streckennetz. So sind via die Drehscheibe in Dubai 156 Destinationen auf allen Kontinenten in einer Laufzeit von maximal drei Tagen erreichbar. Im Verkehr ab Österreich besteht eine große Nachfrage nach Transportlösungen zu Zielen in Südafrika, Indien, Südostasien (Singapur, Guangzhou, Hongkong), Australien, Neuseeland, ausgelöst durch die Exporte der Unternehmen aus den Branchen Automotive, Machinery, Pharma / Healthcare, Lifestyle und Ersatzteile.
JOACHIM HORVATH