WIEN. Es wird schön langsam. Bis vor ein, zwei Jahren mussten die Mitarbeitenden der DSV Österreich Spedition GmbH den Gesprächspartnern in der verladenden Wirtschaft ausführlich erklären, wofür der Name ihres Dienstgebers steht, nämlich für einen weltweit tätigen Transport- und Logistikdienstleister mit Stammsitz in Dänemark. Spätestens seit der im Vorjahr eingeleiteten Übernahme der Panalpina-Organisation hat sich das schlagartig geändert. Es besteht ein wachsendes Interesse der Industrie an jenem Unternehmen, das gerade eine der profiliertesten Marken in der globalen Speditionsbranche mit Fokussierung auf die Bereiche Luft-/Seefracht und Supply Chain Management integriert.
Die offizielle Bekanntgabe der Panalpina-Übergabe liegt ziemlich genau ein Jahr zurück. Die Vorbereitungen bis zur Umsetzung des Projekts gingen für einen Deal in dieser Größenordnung verhältnismäßig schnell über die Bühne. Das liegt in der DNA der DSV Group. „Wir sind ein Konzern mit starken Länderorganisationen, deren Teams Konzepte rasch entwickeln und umsetzen können. Diese sollten nach Möglichkeit innovativ sein und Dinge bewegen“, sagt Martin Krukenfellner, Geschäftsführer der DSV Österreich Spedition GmbH. Das Unternehmen mit aktuell rund 150 Mitarbeitenden versteht sich als Komplettanbieter in den Segmenten Landverkehr, Luft-/Seefracht und Logistik.
Wie schnell das alpenländische Team der weltweit tätigen Spedition auf markante Marktveränderungen reagiert, zeigt das im März als Reaktion auf die rasche Verbreitung der Coronavirus-Pandemie eingeführte neue Produkt mit der Bezeichnung „China Road“. Damit werden Import- und Exportgüter per Lkw auf dem Landweg von Österreich nach China v.v. transportiert. Der Service ist für Versender von Teil- und Komplettladungen (auch ADR-Güter) mit Kapazitätsproblemen in den Bereichen Luft-/Seefracht und Bahnlogistik entlang der „Neuen Seidenstaßee“ gedacht. Er stößt offenbar in eine Marktlücke. Seit der Vorstellung auf der Website von DSV Österreich und einem Bericht im täglichen Newsletter der Österreichischen Verkehrszeitung erreichen Martin Krukenfellner und Andreas Schüßl, Country Head of Overland Panalpina Österreich Spedition GmbH, laufend Anfragen von interessierten Unternehmen.
Es wurden auch schon einige Transporte in Auftrag gegeben. Die Laufzeit der Haus-Haus-Verkehre beträgt etwa 16 Tage auf der Verbindung von Beijing nach Wien. Lkw von chinesischen Frächtern bringen die Ladungen bis zur Grenzstelle in Manzhouli, von wo aus russische oder kasachische Transporteure die Anschlussverkehre bis nach Europa übernehmen. Auch bei den Transportabwicklungen „eastbound“ kommt dieses Konzept der Arbeitsteilung zur Anwendung. Generell seien Laufzeiten von 18 Tagen realistisch, erläutert Martin Krukenfellner. Die Frachtrate betrage knapp unter einem Euro pro Kilogramm Ware. Dafür bekämen die Kunden einen sehr zuverlässigen Service. Probleme bei den Zollabfertigungen an den Grenzen könne man ausschließen.
Auch mit dem Produkt „DSV XPress“ agiert die Österreich-Organisation der Spedition am Puls der Zeit. „Hier treten wir mit einem eigenen Tarifschema für Pakete und Paletten auf. Der Service als solcher orientiert sich an der Logik der Expressdienste, gestützt auf eine multiple Partnerstruktur“, erklärt Martin Krukenfellner. Dabei erhalten die Auftraggeber auf jeder Länderrelation einen optimal auf ihre Bedürfnisse oder Preisvorstellungen zugeschnittenen Service – und das mit nur einer Rechnung am Monatsende. „DSV XPress“ ist mit einem eigenen „Customer Service Desk“ in Deutschland unterlegt, womit sich die Versender die bei kleineren Sendungsvolumina die schwierige Kommunikation mit den Expressdiensten ersparen.
Allein über dieses Produkt könnte Martin Krukenfellner einen ganzen Nachmittag lang erzählen. Ihm ist es aber wichtiger, die starke Position von DSV im Europäischen Landverkehr zu erläutern. Er betont hier explizit die Gesamtlösungen für Stückgüter, Teil- und Komplettladungen sowohl national als auch international. Die grenzüberschreitenden Produkte für Sammelgüter teilen sich in die Serviceschienen mit Direktverkehren von Österreich nach Deutschland, Schweiz, BeNeLux, Skandinavien, Frankreich und Spanien, Italien, England, Ungarn, Slowakei, Slowenien und Baltikum einerseits und in das kurz IGN Integrated Groupage Network (IGN) genannte System für die Bedienung von kleineren Märkten. Letzteres stützt sich auf die Drehscheibe in Schwieberding bei Stuttgart, die als Sammel- und Verteilstation für die Sendungen aus verschiedenen Länder dient.
DSV betreut den Landverkehr mit einer europaweiten Organisation. Man bezeichnet sich selbst als ein sehr flexibles Unternehmen, das gegebenenfalls schnell auf spezielle Kundenwünsche reagiert. Dabei haben die Landesgesellschaften ziemlich freie Hand, solange sich die Fehlentscheidungen in Grenzen halten. Man sei dazu da, um etwas zu bewegen, betonen Martin Krukenfellner und Andreas Schüßl explizit. Dafür stelle man die Digitalisierung konsequent in den Vordergrund. Das setzt die Bereitschaft der Kunden zur Abwicklung der Buchungen, Sendungsdaten und anderweitigen Informationen entweder über EDI oder über die webbasierte Plattform myDSV. Wer das nicht will oder kann, von dessen Betreuung nimmt das DSV-Team als Maßnahme für den Erhalt der Service- und Prozessqualität vorsichtshalber Abstand.
JOACHIM HORVATH