Besorgnis in Österreich über Krise am Roten Meer

Acredia Versicherung: „Höhere Logistikkosten sind von kurzer Dauer, vorausgesetzt der Konflikt wird rasch gelöst.“

Besorgnis in Österreich über Krise am Roten Meer Bild: Acredia - M. Draper / Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia Versicherungs AG.

Die Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer haben zu erheblichen Störungen in der Schifffahrt geführt. Die Gegenschläge der USA und ihren Verbündeten haben die Lage weiter angespannt. Reedereien sind gezwungen, die teurere und zeitaufwendigere Route um Afrika herum zu wählen.

Die führende österreichische Kreditversicherung Acredia hat gemeinsam mit Allianz Trade die wirtschaftlichen Auswirkungen analysiert. „Das Rote Meer ist eine wichtige Route, ein Drittel des weltweiten Containerverkehrs und 40 Prozent des Handels zwischen Asien und Europa führen über diese Strecke“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. „Die Auswirkungen auf die Wirtschaft halten sich derzeit noch in Grenzen, sollte der Konflikt länger dauern, dann könnte sich die Situation bei den Lieferketten verschärfen.“

12 Prozent des Erdöls, das auf dem Seeweg transportiert wird und 8 Prozent des flüssigen Erdgases (LNG) passieren den Suezkanal. Die Attacken der Huthi zeigen bereits eine spürbare Auswirkung auf die Schifffahrt. In den zehn Tagen bis zum 7. Jänner ging das Schifffahrtsvolumen in der Meerenge um -15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Auf der Bab-el-Mandeb-Straße, die in das Rote Meer führt, betrug der Rückgang sogar -53 Prozent.

Die Anzahl der Transportschiffe, die den Suezkanal passieren, verringerte sich um -30 Prozent bei der Fracht und um -19 Prozent bei den Tankern. In der gleichen Zeit verdoppelte sich fast das Schifffahrtsvolumen um das Kap der Guten Hoffnung. 66 Prozent mehr Frachtschiffe und 65 Prozent mehr Tanker wählten diese Route.

Obwohl die Schifffahrtspreise und insbesondere die Frachtpreise für Container seit November 2023 deutlich gestiegen sind (+240% mit Anfang Januar), liegen die Preise immer noch bei nur einem Viertel des Höchststandes von 2021. Dies ist zum Teil auf die schwächere Nachfrage, auf die gut gefüllten Läger bei den meisten Konsumgütern und auf die freien Kapazitäten im Schifffahrtssektor zurückzuführen. Sollte sich diese Krise jedoch über das erste Quartal hinausziehen, könnten sich die Auswirkungen auf die globalen Lieferketten verschärfen.

„Die gestiegenen Schifffahrtskosten werden am stärksten in Europa und in den USA spürbar sein“, so Gudrun Meierschitz. „Eine Verdoppelung der Schifffahrtskosten erhöht die Inflation in diesen Ländern um +0,7 Prozentpunkte, in China lediglich um +0,3 Prozentpunkte.“

Für die globale Inflation könnte die Kostensteigerung heuer einen Anstieg um +0,5 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent bedeuten. Das BIP-Wachstum wiederum könnte in Europa um -0,9 Prozentpunkte und in den USA um -0,6 Prozentpunkte zurückgehen. Weltweit würden sich steigende Schifffahrtskosten in einem Verlust von -0,4 Prozentpunkten für das globale BIP-Wachstum auf 2 Prozent niederschlagen.

Immerhin haben sich die Lieferzeiten normalisiert und liegen nun unter dem Vor-Pandemie-Durchschnitt. Sollte sich diese Krise jedoch über mehrere Monate hinziehen, könnte das Wachstum des globalen Handelsvolumens um -1,1 Prozentpunkte auf +1,9 Prozent zurückgehen, und das Risiko einer langsameren Erholung von der Rezession 2023 erhöht sich.

www.acredia.at; www.allianz-trade.de

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