Bayerischer Lloyd schreibt ein neues Kapitel in der Donaulogistik

Hinter der Bayerischen Lloyd AG stehen mehr als 100 Jahre Binnenschifffahrtstradition auf der Donau. Nach einer kurzen schöpferischen Pause hat Hans Frank das Unternehmen zu neuem Leben erweckt. Konkret geschieht das in der Rolle als Muttergesellschaft für die Selbstfahrer-Flotte der Euro Bevrachting Germany GmbH.

Bayerischer Lloyd schreibt ein  neues Kapitel in der Donaulogistik Bild: Die Binnenschiffe der Euro Bevrachting Germany GmbH fahren die Donau flussabwärts gehend bis nach Ungarn.

WIEN. Fast 100 Jahre lang zählte der Bayerische Lloyd zu den ersten Adressen in der Binnenschifffahrt auf der Donau. 2005 wurde der Name des Traditionsunternehmens vom damals letzten Eigentümer gelöscht. Hans Frank erfuhr davon zufällig. Der Geschäftsmann leitete zu dieser Zeit die Geschäfte der Euro Bevrachting Germany GmbH. Das tut er auch heute noch. Doch es gab da auch eine Verbundenheit zum Bayerischen Lloyd, bei dem 1967 seine Berufslaufbahn begonnen hatte. Fast drei Jahrzehnte arbeitete Hans Frank für das Unternehmen, darunter auch als Vorstand. Die Firmengeschichte ist so spannend und vielschichtig, dass er ein Buch darüber schreiben könnte.

Erst seit ein paar Jahren zirkuliert der Name des Bayerischen Lloyd wieder in der Binnenschifffahrt. Wer eine Erklärung dafür sucht, der erntet bei den meisten Gesprächspartnern ein Schulterzucken. Zwar haben einige von der „Wiedergeburt“ der Marke gehört, jedoch sind ihnen die Hintergründe kaum geläufig. Vielleicht wäre das weiter so geblieben, hätte der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) das Unternehmen nicht in seinen Mitgliederkreis aufgenommen. Das habe am Markt eine ungeheure Resonanz erzeugt, wundert sich Hans Frank bis heute. Die fehlende Website im Internet begründet er damit, „dass wir in den letzten Jahren das Augenmerk mehr auf Kundennähe als auf Öffentlichkeitsarbeit gesetzt haben“.

Davon abgesehen, übt der Bayerische Lloyd heute keine operativen Tätigkeiten mehr aus. Stattdessen fungiert er als Holding für eine Gruppe von Unternehmen im Eigentum der Familie Frank mit Spezialisierung auf Transportabwicklungen per Binnenschiff, Umschlagdienste im Hafen Straubing und Logistikservices für Großverlader aus dem Agrar- und Montangütersektor. Den Namen, die Flagge und das Logo hat sich Hans Frank im Jahr 2007 gesichert. In der Zeit davor war er mit der Weiterentwicklung der Euro Bevrachting Germany GmbH von einem reinen Befrachtungsunternehmen zum Transportlogistiker mit einer eigenen Flotte beschäftigt. Es liegt in seinem Blut, Güter zu bewegen, und dafür benötigt ein in der Donaulogistik tätiges Unternehmen eigene Schiffe.

Hans Frank ist weit davon entfernt, sich in einer Idee zu verrennen. Vor allem geht seine Verbundenheit zur Binnenschifffahrt nicht soweit, dass er starr an gewissen Traditionen festhalten würde. Daher hat er sich im Frühjahr von zwei Schubschiffen und zehn Schubleichtern getrennt. Sie standen hauptsächlich im Fahrtgebiet von Bayern bis zum Schwarzen Meer im Einsatz. Jedoch greifen die Spielregeln der Wirtschaftlichkeit in der Donaulogistik aus der Sicht des Bayerischen Lloyd-Eigentümers nur bis Ungarn. Danach kommen die Stationen mit ungesicherten Be- und Entladezeiten. Auch mit dem Begriff des Kleinwasserzuschlages wüssten manche Verlader auf der unteren Donau nichts anzufangen, weil ihnen das bei den Haus- und Hofreedereien erspart bleibe, bemerkt Hans Frank kritisch.

Als Reaktion darauf operieren die Selbstfahrer der Euro Bevrachting Germany schwerpunktmäßig im Fahrtgebiet von Ungarn über den süddeutschen Raum bis in die ARA-Häfen und retour. Hier transportieren sie rund 1 Mio. Tonnen Güter im Jahr. Damit gehöre man zum Kreis der relevanten Anbieter in der Binnenschifffahrt auf der Donau, erläutert Hans Frank die Marktposition. Als besonderen Pluspunkt der Selbstfahrer hebt er den mit drei Mitarbeitenden niedrigen Personalstand hervor. Im Vergleich dazu erfordere ein Schubverband – abhängig von der Größe – eine sechs- bis achtköpfige Mannschaft. Das mache einen deutlichen Unterschied bei den Personalkosten aus und mindere den Druck bei der Nachwuchssuche.

Für die kommenden Jahre setzt sich Hans Frank die Umrüstung der Flotte auf umweltfreundliche Antriebsformen zum Ziel. „Wir wollen die Kunden sauber bedienen“, räumt er ein. Dafür kann er sich die Anschaffung von Neubauten mit Wasserstoffantrieb vorstellen. Dafür schlagen pro Selbstfahrer mit 110 Meter Länge und durchschnittlich 1.800 Tonnen Zuladung auf der Donau Anschaffungskosten in der Höhe von 4-5 Mio. Euro zu Buche. Dafür brauche die gesamte Branche Planungssicherheit, sagt der Eigentümer der Bayerischen Lloyd AG. Insbesondere müssten den medial verbreiteten Bekenntnissen der Verkehrspolitiker zur Förderung der Binnenschifffahrt entlang der Rhein-Main-Donau-Achse auch die entsprechenden Taten folgen.

JOACHIM HORVATH

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