Der Hafenbetrieb Rotterdam und BigMile entwickeln gemeinsam eine digitale Plattform zur Erfassung, Visualisierung und Analyse von Transport-Emissionen im Zusammenhang mit allen Aktivitäten im Hafenbereich. Die Emissionsplattform unterstützt damit den Standort und das Gewerbe bei der Umsetzung einer Strategie zur Schaffung eines CO2-neutralen Hafens.
Das Softwaresystem kombiniert Daten, die unter anderem von AIS (einem System zur Registrierung aller Schiffsbewegungen) stammen, mit Rechenmodellen der niederländischen Organisation für angewandte naturwissenschaftliche Forschung TNO. Die Plattform gewährt damit beispielsweise Einblick in das Emissionsgeschehen an einem Betriebsstandort. Dadurch erhalten Unternehmen mehr Informationen über die ausgestoßenen Mengen an CO2 und anderen Substanzen über ihre gesamten Transportketten hinweg.
Derzeit ist die Lösung bereits einsetzbar, um beispielsweise zu veranschaulichen, wie viele Emissionen ein Schiff emittiert, während es am Kai liegt. Diese Informationen lassen sich bei der Entwicklung von Landstromprojekten verwenden. Dabei veranschaulicht die BigMile-Plattform, wie viel Luftverschmutzung ein Landstromanschluss verhindern kann.
Zunächst handelt es sich bei der gemeinsamen Lösung noch um ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen sich die Schiffsbewegungen der See- und Binnenschifffahrt in Rotterdam berechnen lassen. In einem folgenden Stadium werden dann die Emissionen des Straßen- und Bahntransports hinzugefügt.
Ziel ist es, im nächsten Halbjahr auch die Ausstoßmengen der Transportketten vor und nach dem Rotterdamer Hafenbetrieb einzubeziehen, sodass das Emissionsgeschehen des gesamten Transportwegs von Tür zu Tür erkennbar wird. In der zweiten Jahreshälfte 2022 werden die digitale Plattform und die damit gewonnenen Erkenntnisse mit Reedereien und Terminals geteilt.
„In der ersten Projektphase konzentrieren wir uns auf die Gebietsemissionen im Rotterdamer Verwaltungsbereich, ab 60 Kilometern außerhalb des Hafens bis zu Brienenoordbrug. Für See- und Binnenschifffahrt ‚kartieren‘ wir im wahrsten Sinn des Wortes die Emissionen, und zwar aufgrund der tatsächlichen Bewegungen von Schiffen und Fahrzeugen“, erläutert Wouter Nering Bögel, Projektleiter bei BigMile.
Die Analysen gestatten es, auf der Basis von belastbaren Daten direkt auf konkrete Verbesserungsmöglichkeiten hinzuwirken. Es lässt sich so vorab klarer erkennen, welche Auswirkungen bestimmte Maßnahmen haben. Dies soll es Unternehmen ermöglichen, auf eine CO2-Reduzierung hinzuwirken, sowohl im Hafen als auch in der gesamten Transportkette.
Rotterdam könnte der erste Schritt zu einer breit angelegten nachhaltigen Transformation großer Seehäfen sein, wie Tobias Häßler, CEO von BigMile Deutschland erklärt: „Es handelt sich um ein Pionierprojekt, das sich an die Gegebenheiten zahlreicher Hafeninfrastrukturen flexibel anpassen lässt. Damit rückt das Erreichen der Dekarbonisierungsziele der Seelogistik in greifbarere Nähe.“
BigMile ist eine Berechnungs- und Analyseplattform, mit der Logistikdienstleister und Verlader die multimodalen transportbezogenen CO2-Emissionen optimieren und darüber berichten können – per Kunde, per Logistikdienstleister, per Sendung oder per Region. Die SaaS-Plattform hat bereits 200 Nutzer, darunter Unternehmen wie BSH, Ceva, DHL, Driscoll’s, DPD und Ricoh.