Die österreichische Bahnindustrie ist national und international ein Aushängeschild der österreichischen Industrie. Dies zeigt eine kürzlich vom Verband der Bahnindustrie (VBI) in Auftrag gegebene und durch das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte Studie. Die Studie zeigt allerdings auch, dass der Druck auf die Branche wächst.
Die Leistung im Bahnverkehr ist beachtlich: Zählt man alle Züge zusammen die tagtäglich auf Österreichs Schienen unterwegs sind, wird alle zwei Stunden man einmal die Erde umrundet. Die Bahnindustrie beschäftigt in Österreich knapp 10.000 Mitarbeitende. Die Unternehmen der heimischen Bahnindustrie erwirtschafteten im Jahr 2018 einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro, der wiederum eine Gesamtwertschöpfung von 1,53 Mrd. Euro (das entspricht 0,5 Prozent des österreichischen BIP) ausgelöst hat.
Die Bahnindustrie ist einerseits ein wichtiger Impulsgeber für die Wirtschaft Österreichs, da sie zur Erzeugung ihrer Produkte auf viele Komponenten aus anderen Branchen in Österreich zurückgreift; andererseits hat die heimische Bahnindustrie auch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Weltmarkt: „Mit einer Exportquote von 64 Prozent hat die österreichische Bahnindustrie einen Anteil am Weltmarkt von über fünf Prozent. Im weltweiten Vergleich der Top-Exportländer für bahnrelevante Produkte liegt man damit auf dem ausgezeichneten 7. Rang. Sieht man sich die Pro-Kopf-Exporte der Bahnindustrie bei Schienenfahrzeugen und zugehöriger Ausstattung an, liegt Österreich sogar auf Platz 1 weltweit“, betont Christian Helmenstein vom Economica-Institut bei der Präsentation der Studie im Haus der Industrie.
Beeindruckend ist auch die Innovationskraft des Landes. Zwischen zwei und drei Prozent aller Patente die im Bereich Eisenbahn weltweit angemeldet werden, stammen aus Österreich. Rund 500 Personen haben 2018 ein Patent in diesem Feld eingereicht. Beim Gleisoberbau wird sogar jedes zweite Patent weltweit in Österreich angemeldet“, erklärt Kapsch. Das hängt laut Kapsch auch mit der Erfinderdichte im Bereich Bahn in Österreich zusammen: 50 Erfinderinnen und Erfinder pro einer Million Einwohner.
Nichts desto trotz spürt auch die erfolgreiche heimische Bahnindustrie zunehmend den härter werdenden Wettbewerb in der Bahnbranche weltweit. Gerade aus China nimmt der Druck auf die Bahnindustrie nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa zu. „Die Politik in Brüssel ist gefordert Finanzierungspakete für Kunden in Drittländern zu schnüren. Es geht darum, eine weltweit führende Position zu halten“, appelliert VBI-Präsident Kari Kapsch im Rahmen eines Pressegespräches. Andernfalls prognostiziert Kapsch der Bahnindustrie einen ähnlichen Verlauf wie der Telekomindustrie.
Damit einher geht auch die Bestärkung der Forderung nach noch größerer Vereinheitlichung des europäischen Bahnsystems. „Die Umsetzung des 4. Eisenbahnpakets ist ein nächster wichtiger Schritt in diese Richtung. Wir benötigen nicht nur in den lokalen, sondern auch in den europäischen Vergaberichtlinien Kriterien, um Europas Innovationsführerschaft halten zu können.“, warnt Kapsch. Derzeit müssen Fuhrparks auf europäischer Ebene und zusätzlich auf nationaler Ebene zugelassen werden. Der VBI fordert den Abbau dieser regionalen Hürden.
Innovationen müssten allerdings rascher zur Anwendung gelangen. Derzeit benötigen die europäischen Bahnen 20 bis 30 Jahre, um neue Technologien umzusetzen. Darüber hinaus fordert Kapsch realitätsnahe Teststrecken direkt in den wichtigsten Industriezonen des Landes.
Der Verband der Bahnindustrie vertritt die Interessen der in Österreich tätigen eisenbahntechnischen Industrie. Die Mitgliedsunternehmen kommen aus allen Produktions- und Entwicklungsbereichen. Sie reichen von Sicherungs-, Leit- und Kommunikationssystemen über Fahrzeugkomponenten bis hin zu kompletten Schienenfahrzeugen.
Vienna Economic Forum gewinnt Peter Umundum als neuen Präsidenten
Der Vorstand der Österreichischen Post für Paket & Logistik setzt sich die Erweiterung des regionalen Schwerpunktes zum Ziel
Der Ausbau der regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Südost- und Osteuropa ist nicht nur Ziel des Vienna Economic Forums (VEF), sondern spielt auch für die Österreichische Post AG und deren Auslandsbeteiligungen im Logistikbereich eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund übernimmt DI Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post für Paket & Logistik, die Funktion des VEF-Präsidenten. Er tritt damit die Nachfolge von DI Dr. Günther Rabensteiner an.
Peter Umundum würdigt in einer Aussendung die erfolgreiche 16-jährige Geschichte des VEF und formuliert bereits erste Pläne zur zukünftigen Ausrichtung. Das Schärfen und Erweitern des regionalen Schwerpunktes sowie die Fokussierung auf übergreifende inhaltliche Themen, wie etwa Digitalisierung oder Nachhaltigkeit, beschreiben die kommenden Herausforderungen des VEF.
Das VEF verfolgt das Ziel, Investitionsmöglichkeiten in der Region zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer zu attraktiveren und zu fördern. Seit der Gründung im April 2004 hat sich die wirtschaftliche Kooperation zwischen Unternehmen der Mitgliedsländer – Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Nordmazedonien, Moldau, Montenegro, Österreich, Rumänien, Slowenien, Türkei und Ukraine – erfolgreich weiterentwickelt.
Dem VEF wurde (2011) der Status als Internationale Nichtregierungsorganisation (INGO) zuerkannt. Ein Jahr später (2012) wurde der dspezielle Konsultationsstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) gewährt.