Zuckerfabrik Tulln muss nun 300.000 Tonnen allein stemmen

Lieferanten aus der Ukraine überschwemmen den europäischen Markt mit Billigware.

Zuckerfabrik Tulln muss nun 300.000 Tonnen allein stemmen Bild: Luftbild Redl

Nach der unvermeidlich gewesenen Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld muss nun das letzte in Österreich verbliebene Werk Tulln mit seinen 350 Mitarbeitenden die zu erwartende Zuckermenge von 300.000 Tonnen allein stemmen. „Tulln ist nur auf 24.000 Hektar ausgelegt. Die heurige Kampagne wird eine Herausforderung“, meinte Agrana-Vorstandsvorsitzender Stephan Büttner bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.

Nach einer vertraglichen Vereinbarung mit dem Agrana-Konzern werden Österreichs Landwirte heuer nur noch auf 27.400 Hektar Zuckerrüben anbauen. 2024 sind es noch 44.200 Hektar gewesen. Diese deutliche Reduktion der Anbauflächen sei notwendig und richtig, meinte der Agrana-CEO.

Denn im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 sei der Zucker ein „Desaster“ gewesen, so Stephan Büttner wörtlich. Beim Betriebsergebnis (EBIT) dieses Segments habe Agrana ein Minus von 91,1 Mio. EUR eingefahren. Der Umsatz ging um 18,8 Prozent auf 867 Mio. EUR zurück.

Lieferanten aus der Ukraine hätten den europäischen Markt mit Billig-Zucker überschwemmt, berichtete Stephan Büttner. Dass aus dem kriegsführenden Staat das kristalline Lebensmittel ohne Mengenbegrenzung zollfrei exportiert werden dürfe, bezeichnete der Agrana-Chef als „absoluten Fehler“.

Auch im Agrana-Segment Stärke ist der Umsatz in der Geschäftsperiode 2024/25 um 11,7 Prozent auf rund 1 Mrd. EUR zurückgegangen. Hier haben sich reduzierte Nachfrage und zunehmender Preisdruck in den Ergebniszahlen niedergeschlagen. Insbesondere bei Ethanol sind die Erlöse deutlich gesunken.

Erfreulich hingegen die Bilanz beim Segment Frucht, das im Vorjahresvergleich ein Umsatzwachstum um 4,1 Prozent auf 1,63 Mrd. EUR verzeichnet. „Verantwortlich dafür waren u.a. höhere Absätze bei Fruchtzubereitungen und die gestiegenen Verkaufsmengen im Beyond-Bereich, wie bei Eiscreme oder Food Service“, erklärte Stephan Büttner.

Im Geschäftsjahr 2024/25 ist der Gesamtumsatz des Agrana-Konzerns, der weltweit rund 9.000 Mitarbeitende beschäftigt, um 7,2 Prozent auf 3,5 Mrd. EUR zurückgegangen. Das EBIT hat mit 40,5 Mio. EUR nach 151 Mio. EUR in der Vorperiode einen kräftigen Einbruch erlitten.

In Niederösterreich betreibt Agrana neben der Zuckerfabrik in Tulln eine Bioraffinerie und zwei Weizenstärkeanlagen in Pischelsdorf an der Donau sowie eine Stärkekartoffelfabrik in Gmünd im Waldviertel. Weitere Standorte sind in Kröllendorf im Mostviertel zur Saftkonzentratproduktion und Aromenherstellung sowie in Dürnkrut die Nahrungsmittel-Fabrik Instantina.

www.agrana.com

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